
SPIELräume. Gestaltungsfelder der Erwachsenenbildung zwischen Freiheit und Restriktion
"Es ist im Leben wie im Schachspiel: Wir entwerfen einen Plan; dieser bleibt jedoch bedingt durch das, was im Schachspiel dem Gegner, im Leben dem Schicksal zu tun belieben wird. Die Modifikationen, welche hierdurch unser Plan erleidet, sind meistens so groß, daß er in der Ausführung kaum noch an einigen Grundzügen zu erkennen ist." (1)
Zahlreich sind die Aphorismen, die auf Parallelen zwischen ‚Leben‘ und ‚Spiel‘ abheben. Oft problematisieren sie, wie dieses Bonmot Schopenhauers, die begrenzte Plan- und Steuerbarkeit im Zusammenhang mit durchaus formbaren Regeln und dem Einfluss von Kontextfaktoren. Auch die ‚Spielräume‘ von Bildung und Lernen im Erwachsenenalter sind geprägt von einer Dialektik aus Freiheitsgraden in den Gestaltungsoptionen oder der Handlungsautonomie und gesellschaftlichen Bedingungen, Strukturvorgaben bzw. den Imperativen anderer ‚player‘. Ein Wechselverhältnis, das sich im Prozess ‚Zug um Zug‘ immer wieder neu als eröffnend oder als verwehrend erweisen kann.
‚Spielfelder‘, so ließe sich im Anschluss an Hermann Forneck (2) argumentieren, sind „ebenso als Kampfplatz wie als umkämpftes Gut konzipiert. Dass die Autonomie des Feldes nicht gegeben, sondern umkämpft ist, galt und gilt für das erwachsenenpädagogische Feld in besonderem Maß. (…) Einen Eigensinn gewinnt das Feld der Weiterbildung aber nur, wenn die Feldakteure in der Lage sind, das Feld und seine Regeln zu definieren“ – bzw. mit zu formen.
Die generelle wie die konkretere Bedeutung von ‚SPIELräumen‘ aufgreifend richtet die Sektionstagung den Blick zum einen auf die Freiheiten und Restriktionen der Gestaltung in den Feldern der Erwachsenen- und Weiterbildung allgemein; zum anderen geht es um einen spezielleren und zugleich interdisziplinär öffnenden Fokus auf das ‚Spiel‘ bzw. das ‚Spielen‘ in seiner Bedeutung für Lernen und Bildung im Erwachsenenalter.
(1) Hans-Peter Haack und Carmen Haack (Hrsg.) (2013): Schopenhauer: Aphorismen zur Lebensweisheit 1851. Wiederherstellung des ursprünglichen, von Schopenhauer autorisierten Textes. Leipzig: Dr. Haack, hier: S. 155.
(2) Hermann J. Forneck (2005): Das „unregierte“ Subjekt. Lernen in der Weiterbildung. In: REPORT (28) 1, S. 122-127, hier S. 123.
Bildnachweis: Foto Schachbrett gemeinfrei.