Land}schaf(f)t{BildungPerformanceTeilhabe (2022)
Der Landschaftsbegriff wird in aktuellen Diskursen kultureller Bildung ganz unterschiedlich gebraucht. Die Tagung nimmt die Vielschichtigkeit der Bezugnahmen in den Blick, die in ästhetischer, räumlicher und auch sozialer Hinsicht Anschlüsse an aktuelle Projektzusammenhänge und Forschungen in ländlichen Räumen eröffnen. Im Zentrum der Tagung stehen die vielschichtigen Beziehungen von Landschaft und kultureller Bildung. Damit zielt die Tagung auf eine Erweiterung und Vertiefung des Diskurses um die Entwicklung sogenannter Bildungslandschaften – die sich keinesfalls in der Beschreibung und Entwicklung von (regionalen) Bildungsangeboten erschöpft. Unterschiedliche Akteur*innen auf Kommunal-, Landes- und Bundesebene wollen in diesem Zusammengang mit ihren Programmen peripherisierte Regionen durch verbesserte Kooperationen fördern und insbesondere Kindern und Jugendlichen die Teilhabe an Kunst und Kultur ermöglichen. Selten reicht jedoch die Beschäftigung mit dem Begriff Landschaft über eine programmatische oder metaphorische Verwendung hinaus. Dementsprechend will die Tagung den Blick auf Landschaft als Gegenstand und Bezugspunkt kultureller Bildung und künstlerischer Prozesse sowie als Topographie, in der sich kulturelle Bildung ereignet, lenken.
Einen Tagungskommentar finden Sie hier.
Theater als Ort raumbildender Prozesse (2019)
"Theater" ist immer schon ein mindestens doppelter Begriff, benutzen wir ihn doch lebensweltlich nicht nur als Synonym für eine Aufführung, sondern auch für das Gebäude, in dem wir diese besuchen. Gemäß der Tradition unserer Fachtagungsreihe, in der sich theoretische und praktische Zugänge zu Schauplätzen des Theaters gegenseitig reflektieren und bereichern, möchten wir uns diesmal in die Architektur einer klassischen Guckkastenbühne verstricken und davon ausgehend danach fragen, was es heißt, Theater als Ort raumbildender Prozesse zu begreifen.
Theater und Affekte (2018)
Affekte wie das Weinen und das Lachen und Gefühle wie Angst, Zorn, Liebe, Hass etc. sind der Kit für jegliche Rezeption und Produktion von Theater. Über Gefühle als innerlich verstandene Grundhaltung wird im theaterpädagogischen Zusammenhängen viel gesprochen, über Affekte als körperliche Äußerung bzw. Entladung in dem Sinne, das einem etwas Äußerliches widerfährt und körperlich erfahren wird hingegen weniger.
Die Fachtagung Theater und Affekte fragt danach, was es für theaterpädagogische Arbeitsweisen bedeutet, Körper über ihre Zeichenhaftigkeit hinaus als Phänomene und Experimentierfelder für eine performative und leiblich-sinnlich gebundene Praxis zu entdecken. Sie fragt danach, wie in Bildung und Ausbildung eine Auseinandersetzung mit den eigenen Wahrnehmungen, Erfahrungen, Deutungsansätzen erfolgen kann, die die sie begleitenden Affekte, Irritationen, Widerständigkeiten, Befremdungen, Faszination, Fremd/Scham etc. aufgreift. Und sie lädt zur Diskussion darüber ein, was es für eine theaterpädagogische Praxis bedeutet, wenn sich zeigt, dass uns mit unserer Leiblichkeit eine Fremdheit für uns selbst gegeben ist.
Vom Chorischen: Suche nach dem Pädagogischen der großen „anderen Figur“ des Theaters (2017)
Wissenschaftliche Fachtagung des Zentrums für zeitgenössisches Theater und Performance, Universität Koblenz, 23.06.2017
Was wir „Theater“ nennen, entsteht, so der Philosoph Jean-Luc Nancy, vor ungefähr 2500 Jahren „im Ausgang aus dem Kult“.
Grob übersetzt heißt das: „Theater“ beginnt in dem Moment, wo ein Einzelner aus einer Gruppe (Chor) heraustritt. Chor und Subjekt stehen in einer untrennbaren Verbindung, sie bedingen einander. „Theater“ ist in seinen Ursprüngen die Auseinandersetzung mit diesem Spannungsgefüge.
Das heute vorherrschende Theaterverständnis hat mit der Antike wenig gemein: Mit der Neuzeit zieht sich das Theater in geschlossene Innenräume zurück, ab dem 18. Jahrhundert wird das Bühnengeschehen von dramatischen Texten und schließlich mit dem 19. Jahrhundert vom psychologischen Rollenspiel dominiert. Was verschwindet, teilweise gar verboten wird, ist die große „andere Figur“ des Theaters: der Chor.
Die Fachtagung Vom Chorischen fragt aus theaterpädagogischer Perspektive nach dem Grund und den Folgen vom Verschwinden des Chores. Zugleich versucht sie vor dem Hintergrund einer Art „Wiederentdeckung“ des Chorischen in zeitgenössischen Theaterprojekten mit Kindern und Jugendlichen (an Schulen, in der Theaterpädagogik sowie der Theaterpraxis), die pädagogischen Chancen einer Arbeit mit chorischen Formen auszuloten.
In der Erforschung einer zeitgenössisch orientierten Vermittlungspraxis von Theater, Tanz und Performance zeigt sich, dass theaterpädagogische Arbeit von sehr unterschiedlichen Vorstellungen und Ausbildungs-/Traditionen – meist implizit und nicht explizit ausformuliert – geprägt wird. Der theoretische Teil der Fachtagung wird zunächst nach der Verflechtung von einem Bildungsverständnis mit jenen Theaterformen fragen, die den Chor „nicht kennen“. Zugleich werden zeitgenössische theatrale Praktiken analysiert und diskutiert, die unterschiedliche Formen des Chorischen zum Zentrum ihrer Pädagogik machen. Der zweite Teil der Fachtagung widmet sich in zwei parallelen Workshops der Erfahrung und dem Probieren mit unterschiedlichen künstlerischen Chor-Praktiken.
Zeitgenössische Theaterdiskurse zwischen Theorie und Praxis. Paradoxien, Brüche und Leerstellen (2016)
Im Rahmen des Zentrums für zeitgenössisches Theater und Performance werden wissenschaftliche Fachtagungen angeboten, die auch als Weiterbildung anerkannt wird. Eröffnet wird ein Forum, mit dem über die Universität hinaus Kooperationspartner, Lehrkräfte, Kunst- und Kulturschaffende in der Region, ehemalige Studierende des Darstellenden Spiels sowie überregionale Theaterpädagogen und -wissenschaftler angesprochen werden sollen. So sollen Fragen, was man unter Theater und Bildung und ihrer Vermittlungspraxis in schulischen und außerschulischen Zusammenhängen verstehen kann, in einen Diskurs zu einer zeitgenössisch orientierten Produktions- und Rezeptionspraxis gebracht werden.
Theater und Bildung stehen seit jeher in einem wechselseitigen, aber auch spannungsreichen Verhältnis, das einem ständigen Wandel unterlegen ist.
Theater- wie auch die Bildungswissenschaften lehren uns, dass es “die Bildung” und “das Theater” nicht gibt, sondern lediglich verschiedene historische Erscheinungsformen. Diese Offenheit, Theater und Bildung immer wieder neu mit Blick auf seine Begrifflichkeit zu befragen birgt eine Chance. Worin liegt diese für eine theoriegeleitete Theaterpraxis in der Gegenwart?
Zu beobachten ist in der Forschung zur Kulturellen Bildung, dass Diskurse der Theaterwissenschaft und ästhetischen Bildung stets auch in Wechselwirkung zu einer ästhetischen und theatralen Praxis stehen. Wie zeigt sich dieses Wechselverhältnis, wo und wie zeigen sich Brüche, Paradoxien und empirische Leerstellen?
Unsere aktuellen Forschungen und Evaluationen am Standort Koblenz (Kunst_Rhein_Main; Landesprogramm Rheinland-Pfalz “Jedem Kind seine Kunst”…) zeigen darüberhinaus, dass eine theaterpädagogische Arbeit in Schulen und außerschulischen Einrichtungen von sehr unterschiedlichen Vorstellungen und Ausbildungs-/Traditionen bzw. Generationsverhältnissen, aber auch regionalen Verhältnissen und Besonderheiten geprägt wird. Das zeigt sich insbesondere dort, wo verschiedene Akteure und Systemlogiken der beteiligten Institutionen – derzeit verstärkt im Rahmen von Kunstprojekten zur Kulturellen Bildung an Schulen und außerschulischen Einrichtungen zu beobachten – zusammentreffen.
Löst man sich von der Vorstellung, dass es im Darstellenden Spiel und einer zeitgenössischen Theaterpädagogik nicht darum geht, Kinder zu Schauspielern zu machen, geht man davon aus, dass es nicht um einen authentischen Ausdruck oder einer Originalität im Sinne eines Genialiätkonzepts, wie es die Kunstästhetik im 18. Jahrhundert geprägt hat, zu vermitteln gilt, und löst man sich von der aus dieser Zeit auch stammenden Vorstellung von Theater als klassisches dramatisches Guckkastentheater, dann wirft sich vor dieser Folie für eine theoriegeleitete zeitgenössische Theaterpraxis ein offener Katalog an Fragen auf:
- Was verstehen wir unter einem Performer, was unter einer Performance?
- In welchem Verhältnis stehen der Einzelne und die Gruppe?
- In welchem Verhältnis steht das Spielgeschehen zum Spieler und Zuschauer als Akteur/Patheur?
- In welchem Verhältnis steht der Probeprozess zur Aufführung?
- In welchem wechselseitigen Bezug stehen Text lesen und szenisches Tun?
- Welche Bedeutung kommt dem Wahrnehmen und Erspüren einer theatralen Situation dahingehend zu?
- In welchem Verhältnis steht eine rezeptions- zur produktions- und werkästhetischen Betrachtung?
- Welches Verständnis von Kindern und Jugendlichen/Schülern bzw. vom Subjekt unterliegt eine Theaterpraxis?
- Welche Vermittlungspraxis zieht das nach sich? Wo findet diese statt?