Aus dem Fluss auf den Tisch

Aus dem Fluss auf den Tisch

Wasserinsekten als Nahrung für Vögel, Spinnen und Co.

Der Rückgang von Diversität und Abundanz der Insekten ist nicht nur an sich als kritisch anzusehen, sondern stellt auch ein ernstes Problem für insektenfressende Organismen (Insektivore) dar. Es ist also anzunehmen, dass auch die Biodiversität der Insektivoren gefährdet ist, da ihre Nahrungsressourcen stark reduziert sind. Die aquatische Emergenz, also geflügelte Stadien aquatischer Insekten, ist eine wichtige und sehr hochwertige Nahrungsgrundlage für viele Tiere im Gewässerumfeld, wie z.B. Spinnen, Käfer, Eidechsen, Fledermäuse und Vögel. Somit hat die Qualität des Lebensraums im Gewässer über direkte Nahrungsnetzbeziehungen einen direkten Einfluss auf terrestrische Insektenfresser, welche in, an und über dem Gewässer nach Nahrung suchen. Die Bereitstellung von hochwertiger Nahrung für terrestrische Nahrungsnetze ist also eine Ökosystemfunktion von Fließgewässern, die für den Erhalt der Biodiversität immer wichtiger wird und damit auch für Renaturierungsprojekte relevant ist. In diesem Teilprojekt untersuchen wir daher, wie stark die strukturellen Änderungen im Gewässerbett die Emergenz selbst und die Verfügbarkeit dieser Nahrungsressource im Uferbereich beeinflussen.

Dazu wurden in einem Nister-Abschnitt bei Helmeroth im Jahr 2020 von März bis September schwimmende Emergenzfallen und sogenannte Fensterfallen, zum Fang von Fluginsekten im Uferbereich, aufgestellt und alle zwei Wochen beprobt. Die quantitative Erfassung der aquatischen Emergenz und des Anteils der Emergenz an den Fluginsekten im Uferbereich ermöglicht Aussagen über die Verfügbarkeit dieser Nahrungsressource im Uferbereich. Das Gewässerbett wurde im Winter 2020/21 umstrukturiert, so dass die Erfassung der Renaturierungseffekte entsprechend der Vorher-Erfassung im Jahr 2022 von März bis September erfolgt. Der Einfluss jahresbedingter Schwankungen im Aufkommen sowohl aquatischer als auch terrestrischer Fluginsekten auf die Ergebnisse wird dadurch minimiert, dass im Rahmen der Vorher- und Nachher-Untersuchungen neben dem Renaturierungsabschnitt auch ein Referenzabschnitt untersucht wird, in welchem keine Änderungen vorgenommen werden.

Eintagsfliegen

Wolfsspinnen

Spinne der Gattung Tetragnatha

(an Emergenzfalle)


Zusätzlich wird die tatsächliche Nutzung der aquatischen Emergenz als Nahrung durch terrestrische Insektenfresser am Beispiel uferbewohnender Spinnen untersucht. Dazu werden im Frühsommer 2020 (Vorher-Untersuchung) und 2022 (Nachher-Untersuchung) sowohl netzspinnende Tetragnatha und bodenbewohnende Wolfsspinnen (Lycosidae) als auch ihre potentiellen aquatischen und terrestrischen Nahrungsressourcen qualitativ beprobt. Anhand der Analyse ihrer Zusammensetzung bzgl. der stabilen Isotopen von Kohlenstoff und Stickstoff, sowie der Fettsäuren im Spinnengewebe, wird dann die tatsächliche Nutzung der Ressourcen ermittelt.

Um die Nahrungsqualität der aquatischen Emergenz differenzierter zu betrachten soll zusätzlich die Fettsäurezusammensetzung von zehn häufigen Taxa analysiert werden. Diese Taxa sollen an Terminen in April, Juni und August 2021 beprobt werden, um die häufigsten Taxa im Hauptzeitraum der Emergenzperiode an der Nister abzubilden.

Um die Nahrungsqualität der aquatischen Emergenz differenzierter zu betrachten soll zusätzlich die Fettsäurezusammensetzung von zehn häufigen Taxa analysiert werden. Diese Taxa sollen an Terminen in April, Juni und August 2021 beprobt werden, um die häufigsten Taxa im Hauptzeitraum der Emergenzperiode an der Nister abzubilden.