Schutz der Bachmuschel (Unio crassus)

Schutz der Bachmuschel (Unio crassus)

Grundvoraussetzung: genetische Vielfalt erhalten

Süßwassermuscheln gehören weltweit zu den am stärksten bedrohten Arten. Insbesondere der Bestand, der in Europa ursprünglich weit verbreiteten, Bachmuschel (Unio crassus) ist seit Mitte des letzten Jahrhunderts so drastisch zurückgegangen, dass die Art auf der IUCN Roten Liste als gefährdet gelistet ist. In einigen Europäischen Ländern, darunter Deutschland, gilt die Art als stark bedroht.

Da Süßwassermuscheln wichtige Ökosystemdienstleistungen übernehmen, indem sie große Mengen partikulären Materials aus der Wassersäule filtrieren und Substrateigenschaften wie die Sauerstoffversorgung im Interstitial durch Bioturbation positiv beeinflussen, sind sie außerordentlich wichtig für den Schutz aquatischer Biodiversität.

Im Projektgebiet Nister wurde der Restbestand der Bachmuschelpopulation im Jahr 2013 auf ca. 2500 Individuen geschätzt, jedoch sind in den vergangenen Jahren deutliche Bestandsrückgänge der Art zu beobachten, weshalb eine Erhaltungszucht dringend notwendig ist.
Für eine nachhaltige Sicherung der aquatischen Biodiversität ist nicht nur den Arterhalt per se notwendig, sondern vielmehr auch die Erhaltung einer hohen genetischen Vielfalt innerhalb der Populationen. Diese ist wichtig, da eine hohe genetische Diversität die zukünftige Anpassung einer Art an sich verändernde Umweltbedingungen und damit ein langfristiges Überleben ermöglicht.

Ziel dieses Teilprojektes ist daher die Entwicklung eines nachhaltigen ergänzenden Zuchtprogramms, das nicht nur auf die Produktion vieler Jungmuscheln ausgelegt ist, sondern auch die Erhaltung höchstmöglicher genetischer Diversität anstrebt, um die langfristige Erhaltung einer anpassungsfähigen Bachmuschelpopulation zu gewährleisten.

Zu diesem Zweck erfasst die TU München die genetische Diversität der Bachmuschelpopulation der Nister mittels populationsgenetischer Methoden. Bachmuscheln von mehreren Fundstellen der Nister werden dazu individuell beprobt, markiert und deren genetische Zusammensetzung (Genotyp) bestimmt. Dies ermöglicht es gezielt genetische geeignete Elterntiere für die Bachmuschelzucht auszuwählen und so die Zucht zu optimieren.

Da die Bachmuschelpopulation der Nister evtl. bereits genetisch verarmt sein könnte, bezieht die TUM auch Bachmuscheln nahegelegener Gewässer (Wied, Sieg, Mehrbach) ein und prüft ihre potentielle Eignung für die Zucht. Des Weiteren testen sie die Eignung dreier potentieller Wirtsfischarten (Elritze, Döbel, Nase) für die nachhaltige Zucht von Bachmuscheln. Auch dabei liegt ihr Fokus darauf, in der Zucht eine möglichst hohe genetische Diversität zu erhalten. In experimentellen Ansätzen nimmt die TUM dazu in der Nister natürlich vorkommende Wirtsfischarten in das Zuchtprogramm auf und bestimmt die genetische Zusammensetzung von Jungmuscheln aus jeder Wirtsfischart mittels Mikrosatelliten-Markern. Die Ergebnisse ermöglichen es ihnen eine Empfehlung an die Zucht abzugeben, welche und wie viele Wirtsfischarten für die Bachmuschelzucht an der Nister zur Erhaltung der genetischen Diversität künftig genutzt werden sollten.