Geographische Exkursion in das Land der Tausend Hügel: Ruanda

Etwas müde, aber voller Vorfreude auf die kommenden zwei Wochen, trafen wir am kleinen Flughafen Kigalis, der Hauptstadt Ruandas auf Siegmar Seidel, den geschäftsführenden Leiter des Ruanda-Zentrums unserer Universität, der vorausgeflogen war, um einige Dinge im Land zu organisieren. Ebenso begrüßte uns ein Vertreter einer unserer Partnerhochschulen in Ruanda, dem Kitabi College der Rwanda Polytechnic, mit dem wir zusammen zum Abendessen fuhren.
Am ersten Tag haben wir mit einem deftigen Frühstück inklusive Eiern, Kartoffeln in Soße, Würstchen und frischem Obst gestartet. Anschließend ging es mit unserem Programm los.

Unser erster Besuch führte ins College Saint André, einer Sekundarschule mit Partnerschaft nach Rheinland-Pfalz. Da elf von uns zwölf Studierenden Lehramt studieren, war die Möglichkeit in einer Unterrichtsstunde zu hospitieren sehr besonders. Biologie und Erdkunde standen auf dem Stundenplan. Eine Kommilitonin erläuterte uns in einer Präsentation das Schulwesen Ruandas und wurden vom Schulleiter über das Schulgelände geführt; unter anderem in die Schulküche mit Reistöpfen - so riesig, dass wir diese erst gar nicht als Töpfe identifiziert haben.
Als deutsche Studierende war uns auch das Kennenlernen der ruandischen Geschichte wichtig, insbesondere im Hinblick auf die deutsche Kolonialvergangenheit. Und so besuchten wir das Kandt-Haus-Museum und trafen dort ganz überraschend auf den Generaldirektor des Instituts der ruandischen Museen und des kulturellen Erbes, der uns im perfekten Deutsch begrüßte. Wir hörten im Anschluss ein weiteres Referat einer Kommilitonin. Die verschiedenen Präsentationen / Referate haben jeweils an einem zum Thema passenden Ort stattgefunden, um die Theorie mit der Wirklichkeit zu verknüpfen.

Am nächsten Tag haben wir Kigali in Richtung Süden verlassen. Ein schwerer LKW-Unfall hatte die Hauptstraße blockiert, sodass unser Busfahrer kurzerhand beschloss, eine Umgehung zu fahren: unbefestigte Wege, neben dem Bus mitlaufende Kinder, bunt gekleidete Frauen – so sah wohl unsere Klischee behaftete Vorstellung von Afrika eher aus… Durch diesen Umweg mussten wir eine geplante Wanderung in Nyanza leider verkürzen, aber einige Landschaften hatten wir bereits erblickt und auch unseren ersten kurzen, aber heftigen tropischen Regenschauer erlebt. Da gerade Schulschluss war, gesellten sich einige Schülerinnen und Schüler zu unserer Gruppe und lauschten gebannt den Erläuterungen einer Kommilitonin zur Agrarproduktion des Landes und betrachteten die großen einlaminierten Grafiken zur Bevölkerungsentwicklung des Landes. Ob sie verstanden haben, dass wir uns Sorgen um die Tragfähigkeit des Landes machten?

Angekommen in der Forschungsstation unserer Universität in Butare, umgeben von hohen Bäumen, einigen uns noch unbekannten Tierstimmen und Affen in den Ästen, haben wir uns direkt wohlgefühlt. In der Kooperative Kotwihegi pflanzten wir Bäume, um Bodenerosion zu verhindern – ein großes Thema im „Land der 1000 Hügel“. Außerdem besuchten wir ein Agroforstsystem und die ruandische Forstbehörde, wo wir auf einen einheimischen Mitarbeiter trafen, der in Koblenz im Studiengang BioGeoWissenschaften ein Auslandssemester absolvierte.

Am darauffolgenden Tag wurden wir von einem sehr engagierten Guide durch eine Kaffeeplantage geführt und durften am Ende sogar die frisch gerösteten und gemahlenen Bohnen in einem Kaffee probieren. Allerdings trinken die meisten Ruander eher Tee, dementsprechend haben wir auch eine Teeplantage besichtigt. Die Geschwindigkeit mit der die Arbeiterinnen und Arbeiter die Teeblätter gepflückt haben, war beeindruckend. Nun wissen wir, dass schwarzer Tee aus grünen Blättern gewonnen wird und grüner Tee am selben Strauch wächst wie der schwarze Tee – der Unterschied im Endprodukt lediglich im Verarbeitungsprozess liegt.

Am Kitabi College der Rwanda Polytechnic haben wir die Möglichkeit gehabt, uns mit ein paar Studierenden auszutauschen – sie fanden vor allem unsere Wohnpraxis der WG faszinierend und fremd. Weiter ging es durch den Nyungwe Nationalpark Richtung Westen. Übernachtet haben wir mit Sicht auf den Kivu-See und die Lichter der Stadt Bukavu in der Demokratischen Republik Kongo. Am nächsten Tag sind wir ein Stück zurück in den Regenwald gefahren und zu einem von faszinierender Vegetation umgebenden Wasserfall gewandert. Unser Guide wurde durch ein Projekt des Ruanda-Zentrums ausgebildet und so wechselten sich er und Herr Seidel bei Erklärungen ab; aber auch zwei Kommilitonen hatten wieder etwas vorbereitet und ergänzten Vegetation und Klima des Waldes.
Den Abend haben wir in ein Restaurant unmittelbar am Kivu-See ausklingen lassen.
Wir hatten wieder einen längeren Fahrtag vor uns. Und so ging es entlang des Kivu-Sees Richtung Norden und informierten uns in einem Kraftwerk über die Energieversorgung im Land.

In Busogo, bei Ruhengeri / Musanze besuchten wir die landwirtschaftliche Fakultät der University of Rwanda und wurden vom Leiter der Fakultät, zwei Dekanen und Studiengangsleitern begrüßt. Während einer kleinen Exkursion über die Forschungsflächen am Campus mit anderen Studierenden sprachen wir über Bodenerosion und weitere Probleme sowie Lösungsansätze für Landwirtschaft und nahmen anschließend an einer Vorlesung über tropische Böden teil. Auch den Ellen DeGeneres Campus des Dian Fossey Gorilla Funds haben wir besucht und konnten uns so auf unsere Wanderung am nächsten Tag einstimmen, bei der wir eine riesige Überraschung erleben sollten.
Denn während wir so auf den Spuren von Dian Fossey im Volcanoes Nationalpark auf matschigen Wegen wanderten, stand er plötzlich vor uns: ein ausgewachsener Berggorilla! Ein mächtiger Silberrücken. Ein einmaliges Erlebnis!
Abends waren wir noch im Iby’iwacu Cultural Village, wo wir selbst Trommeln, Bogenschießen, Mehl mahlen und sogar eine traditionelle ruandische Hochzeit nachstellen durften.

Auf dem Weg in den Akagera Nationalpark haben wir einen Stopp im Koordinationsbüro der Länderpartnerschaft Rheinland-Pfalz / Ruanda in Kigali eingelegt und erfuhren von der Leiterin, wie sich Rheinland-Pfalz in Ruanda engagiert, v. a. über Schulpartnerschaften und wurden von ihr motiviert, an unseren zukünftigen Schulen selbst eine solche Partnerschaft zu gründen oder zu vertiefen. Umgestiegen in Geländewagen haben wir nun den Weg bis in den Osten Ruandas geschafft. Noch bevor wir an unserem Campingplatz für die Nacht ankommen konnten, haben wir eine Löwin und einen Löwen unmittelbar am Wegrand entdeckt. Im Hintergrund der Ihema-See – was für eine Kulisse. Bei der Safari am nächsten Tag haben wir noch Elefanten, Nilpferde, Zebras, unzählige Antilopen und Gazellen und in Ferne sogar Giraffen und ein Nashorn erblickt.
Die letzten Tage in Kigali haben wir uns noch mit der Stadtgeschichte und der modernen Stadtplanung beschäftigt, sowie auch die Sonderwirtschaftszone besichtigt.
Wir blicken mit unfassbaren Erinnerungen, einer Menge neuem Wissen und vielen Geschichten auf zwei unglaubliche Wochen zurück. Wir danken Herrn Prof. Dr. Martin Kehl und Dr. Michael Tempel, dass Sie diese Exkursion angeboten haben und auch Siegmar Seidel für die Betreuung vor Ort.
Text: Franziska Edel Farinha, Studentin Lehramt Geographie und Englisch
Fotos: Siegmar Seidel, Ruanda-Zentrum und Büro für Afrika-Kooperationen