Erinnerungen an Prof. Dr. Ulrich Sinsch – ein persönlicher Nachruf

Die Kooperation der Universität mit Ruanda war bereits viele Jahre etabliert, als sich Anfang 2009 Prof. Dr. Ulrich Sinsch (endlich) überreden ließ, doch auch einmal eine Forschungsreise nach Ruanda zu tätigen – obwohl sein regionaler Forschungsschwerpunkt in Südamerika lag, neben Deutschland und Mitteleuropa, selbstverständlich.
Ich erinnere mich noch sehr gut, da ich ihn und Prof. Dr. Edgar Lehr am 3. März 2009 vom Flughafen in Kigali abholte. Er wollte gleich nach Butare fahren in die Sümpfe rund um die Stadt. Keine Zeit verlieren. Es war bereits dunkel geworden und das Konzert der Frösche und Kröten war trotz einiger Entfernung zum Haus in vollem Gange und deutlich wahrnehmbar. Und so machen wir uns gleich auf Entdeckungstour.
Nach kurzer Zeit war dann auch schon eine Rarität im Kescher: Ein Frosch der Gattung Xenopus, die ihre Verbreitung ausschließlich in Afrika südlich der Sahara hat. Kein unbekanntes Tier, aber hier hielt Ulrich Sinsch nun erstmals ein Exemplar aus freier Wildbahn in den Händen, das er zuvor nur aus Zuchten für Forschungszwecke und der Aquaristik her kannte. Groß war seine Freude! Ich freute mich mit, denn ich erinnere mich ebenso noch sehr gut, wie ich mir als Student in seinem Tierphysiologie-Kurs bei genau dieser Gattung Xenopus die roten Blutkörperchen in den Adern der Schwimmhäute unter der Lupe anschauen konnte und er damals schon mitreißend über die Ökologie der Amphibien in seinen Veranstaltungen referierte. Zehn Jahre nachdem ich als junger Erst-Semester in seinem Physiologiekurs teilnahm, befand ich mich nun als Wissenschaftlicher Mitarbeiter und als Projektleiter der Universität Koblenz mit Ulrich Sinsch vor Ort in Ruanda.
Es folgten weitere Tage und Aufenthalte in Ruanda und ich bin mir sicher, dass er in diesen Märztagen im Jahr 2009 vom "Afrika-Virus" gepackt wurde, denn kurze Zeit später richtete er in seiner Arbeitsgruppe eine Doktorandenstelle ein, mit dem Ziel, die Biodiversität der ruandischen Amphibien zu erforschen. Maximilian Dehling wurde ausgewählt und eingestellt, der schließlich im Sommer 2010 seine Feldforschung in Ruanda aufnahm. Ulrich Sinsch hat seine Leidenschaft weitergegeben.
Anfang Januar 2025 kommt mitten in der Nacht die schreckliche Nachricht von seinem plötzlichen Tod! Ein Schock!
Ich blicke dankbar auf die Zeit mit Prof. Dr. Ulrich Sinsch zurück, denn Ulrich war bis über seinen Ruhestand hinaus der Feldforschung in und mit Ruanda treu geblieben, hat die ein oder andere Feldausrüstung für unsere Station in Ruanda finanziert und zahlreiche Studierende für Abschlussarbeiten in Ruanda begeistert, die ich dann wiederum zumeist vor Ort betreute.
PD. Dr. Maximilian Dehling hat in der Zeitschrift für Feldherpetologie (Laurenti-Verlag) einen Nachruf verfasst.
Siegmar Seidel
Text: Siegmar Seidel, Ruanda-Zentrum und Büro für Afrika-Kooperationen
Foto: Prof. Dr. Edgar Lehr, Illinois Wesleyan University