Master-Schwerpunkt "Ästhetische Ethnologie"
Der Master-Schwerpunkt „Ästhetische Ethnologie – Körper, Sinne & Kultur“ (ÄE) versucht, die als unproduktiv empfundenen Gegensätze von ‚Körper‘ und ‚Geist‘, ‚Natur‘ und ‚Kultur‘ sowie die daraus resultierende Privilegierung konzeptueller Wissensformen zu vermitteln, indem er sich mit den sinnlich erfahrbaren Aspekten von Phänomenen und Erfahrungen, Räumen, Dingen und Artefakten, (Kultur-) Techniken und Praktiken beschäftigt. Dabei geht es nicht nur um die Rehabilitierung des Körpers als Grundlage von Kultur, sondern auch um die Reflexion von unterschiedlichen Wissensformen bzw. die empirisch-kritische Analyse von „ästhetischen Feldern“ in der globalen Konsumgesellschaft.
Im Zentrum des ersten Moduls (M2) steht die kulturwissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Ästhetik des Alltags bzw. einer ‚Sozialen Ästhetik‘ (MacDougall). Der Begriff der Ästhetik bezieht sich dabei nicht auf eine Ästhetik im Sinne der schönen Künste, sondern auf das Konzept der aisthesis oder „Sinneserfahrung“. Soziale Ästhetik geht davon aus, dass sich Normen und Werte sichtbar im Raum manifestieren, d.h. das ästhetische Feld ist die physische Manifestation von Handlungen und Objekten einer internalisierten Ordnung. Für eine solche Ästhetik im kulturwissenschaftlichen Sinne „gibt es keine Phänomene und Erfahrungen, keine Habitus, Räume, Dinge und Artefakte, (Kultur-)Techniken und Praktiken, keine Theorien und Philosophien, die nicht ästhetische Züge aufweisen“ (Därmann). Darüber hinaus wird – wie auch im zweiten Modul (M7) – Kultur als gelebte Praxis bzw. als verkörpertes Wissen thematisiert, in Unterscheidung zur weit verbreiteten Metapher von Kultur als zu interpretierendem Text. Eine besondere Rolle spielen dabei Aspekte der durch den Körper vermittelten Erfahrung, d.h. analysiert werden soll die Beteiligung der Sinne an der jeweils kulturspezifischen Konstruktion von Wirklichkeit, unter besonderer Berücksichtigung der Visualität. Das dritte Modul (M12) schließlich umfasst die empirische Forschung zur Masterarbeit mitsamt ihrer theoretisch-methodologischen Grundlegung. Die ethnographische Methode der teilnehmenden Beobachtung bedingt einen konzentrierten und – im Rahmen des Möglichen – kontinuierlichen Aufenthalt der Forscherin in ihrem Forschungsfeld.
Anspruch des Schwerpunkts „Ästhetische Ethnologie“ ist es, den Absolventinnen und Absolventen sowohl eine Grundlage für die weitere wissenschaftliche Qualifikation zu bieten als auch durch differenziertes Fachwissen und (nicht zuletzt auch audiovisuelle) Kompetenzen den Zugang zu möglichen Berufsfeldern zu erleichtern, die auf eine ästhetisch-kulturvergleichende Perspektive angewiesen sind.