Lehrveranstaltungen SoSe 2013

Modul 5: Vorlesung literarische Sozialisation. Mo, 16:00 (s.t.) - 17:30 Uhr, Raum E 011

Ein zeitgemäßer schulischer Literaturunterricht soll Fähigkeiten auf den verschiedensten Ebenen anbahnen, die in der Fachliteratur etwa mit den Begriffen Lesekompetenz, literarische Rezeptionskompetenz, Medienkompetenz, kulturelle Kompetenz, etc. umschrieben werden. Bevor es jedoch zu einer angemessenen, planvollen und begründeten Anbahnung solcher ‚Kompetenzen’ bei den Schülerinnen und Schülern kommen kann, ist eine genauere Beschäftigung mit den Grundlagen und Voraussetzungen unerlässlich, um zu entsprechenden Fragen der Literaturdidaktik und der Frage der Leseförderung Position zu beziehen. Die Forschungsdisziplin ‚Literarische Sozialisation’ fragt nach verschiedenen Formen und Funktionen der Lektüre in lebensgeschichtlicher und historischer Perspektive sowie nach den historischen und aktuellen Bedingungen des Hineinwachsens von Kindern und Jugendlichen in die literarische Kultur. Zu Beginn der Vorlesung werden einige wichtige begriffliche und konzeptionelle Klärungen stehen (etwa Lese- und literarische Sozialisation, Lese- /Verstehensbegriff etc.). Auf der Grundlage von empirischen Studien werden dann die verschiedenen Instanzen näher betrachtet und hinterfragt, die an einer ge- oder misslingenden literarischen Sozialisation beteiligt sind. Das Verhältnis von Literatur, literarischem Lesen und Identitätsbildung wird ebenso Beachtung finden wie Fragen nach der Geschlechtsspezifik der literarischen Sozialisation. Abschließend befassen wir uns noch mit der Frage, welche Textqualitäten für Kinder und Jugendliche welchen Alters rezipierbar bzw. verstehbar sind.
Zur Anschaffung und vorbereitenden bzw. begleitenden Lektüre wird empfohlen: Graf, Werner: Lesegenese in Kindheit und Jugend. Einführung in die literarische Sozialisation. Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren 2007.


Modul 5: Literarisches Lernen mit Kinder- und Jugendliteratur Di 16-18, Raum F 414

Befasst man sich mit dem Gegenstand Kinder- und Jugendliteratur (KJL), so stehen nach wie vor vornehmlich Fragen nach Inhalten und Themen, pädagogischen Strategien, dem Unterhaltungswert und ähnliches mehr im Mittelpunkt der Betrachtung. Wir wollen im Seminar darüber nachdenken, was KJL überhaupt ist, wie sie narrativ beschaffen ist, und welche Rolle das für das literarische Lernen und den Umgang mit Literatur in der Schule spielen kann und spielen sollte. Folgende Themenfelder gehören dazu: Grundlagen der Narratologie und der Erzähltextanalyse / das Handlungs- und Symbolsystem Kinder- und Jugendliteratur / die Literarizität der KJL: Das Was und das Wie / Didaktische Reflexionen: Ziele des Umgangs mit (Kinder- und Jugend-)Literatur im Unterricht / Literarisches Lernen mit KJL im Unterricht. Anhand der Seminarlektüre sowie weiterer Werke werden diese Fragen dann exemplarisch (auch in Kleingruppen) bearbeitet. Die Kenntnis der Seminarlektüren ist verpflichtend und wird geprüft.
Grundlagenliteratur: Lahn, Silke; Meister, Jan Christoph: Einführung in die Erzähltextanalyse. Stuttgart 2008.
Lektüren:

  • Kirsten Boie; Jutta Bauer: Ein mittelschönes Leben. Hinz und Kunz 2009. / Jutta Bauer: Opas Engel. Carlsen 2001 (Bilderbuch)

  • Andreas Steinhöfel: Rico, Oskar, und die Tieferschatten; Rico, Oskar, und das Herzgebreche; Rico, Oskar, und der Diebstahlstein. Hamburg: Carlsen 2008; 2009; 2011. (Kinderbuch)

  • Yves Grevet: Méto. Die Insel. 2012 (Jugendbuch)

  • Kevin Kuhn: Hikikomori. 2012 (Junge Erwachsene)

Die Teilnehmerzahl der Seminare ist ab dem Sommersemester 2013 auf 45 begrenzt. Die Zulassung zu den Seminaren/Übungen der Module 1-6 erfolgt über ein automatisches Vergabeverfahren (Kombination aus Prioritätensetzung und Semesterzahl). Sollten mehr Bewerbungen als Plätze insgesamt vorliegen, entscheidet ein Losverfahren. Bitte beachten Sie: für dieses Seminar sind noch Anmeldungen aus dem letzten Semester gültig.

Modul 11: 'Das literarische Gespräch' – über Texte der Gegenwartsliteratur. Di, 12-14 Uhr, Raum F 314 geöffnet für M 14 KuWi.

Gespräche über Literatur sind ein gewichtiger Teil unserer kulturellen Praxis: Lesend treten wir ein in ein Gespräch mit dem literarischen Text, das dann überführt wird in ein Gespräch mit anderen über diesen Text. Diese so genannte ‚Anschlusskommunikation’ findet idealer Weise im Privaten statt, etwa in der Vorlesesituation anhand von Bilderbüchern, aber auch im privaten Austausch über Leseerfahrungen. Außerdem sind institutionalisierte Gespräche über Literatur an der Tagesordnung: In Bildungsinstitutionen etwa gehört das literarische Gespräch zur zwar häufig kritisierten aber nicht zu ersetzenden Praxis, im Literaturbetrieb dient es nicht zuletzt der Vermarktung und ist teils stark ritualisiert. Hier finden dann Gespräche mit Autor/innen auf Buchmessen und Lesungen statt oder in Form von ‚Kritiker-Runden’ (etwa das literarische Quartett), sie sind aber auch nachzulesen als Diskussionen über literarisches Leben im Feuilleton oder auf Literaturplattformen im Netz. Im Seminar werden wir uns sowohl mit verschiedenen Formen von Gesprächen über Literatur befassen als auch gemeinsam Gespräche über Literatur führen und diese beobachten.
Gemeinsame Lektüre: Clemens Setz: Indigo. Roman. Berlin: Suhrkamp Verlag 2012 (479 S.). Die Kenntnis dieses Romans wird für das Seminar vorausgesetzt und in der zweiten Semesterwoche mit einem Lektüretest geprüft. Darüber hinaus werden wir im Verlauf des Semesters noch kürzere Erzählungen aus der Gegenwartsliteratur gemeinsam lesen.
Erster Literaturhinweis: Kirschenmann, Johannes; Richter, Christoph; Spinner, Kaspar H. (Hg.): Reden über Kunst. Fachdidaktisches Forschungssymposium in Literatur, Kunst und Musik. München 2011.


Modul 13: Literatur der Moderne. Mo, 10-12, F 313

„Wenn die Geschichte der Moderne die einer Serie narzisstischer Kränkungen des Menschen ist, so fällt es offenbar der Literatur als eine ihrer dringlichsten Aufgaben zu, diese Kränkungen, ihre Anlässe und Folgen erzählbar zu machen“ (Schmitz-Emans). Im Zentrums des Seminars stehen vornehmlich literarische (Prosa-), aber auch programmatische Texte die sich damit befassen, wie man in den modernen Zeiten „transzendentaler Obdachlosigkeit“ (Georg Lukács) bestehen kann – oder eben an und in ihnen scheitert. Uns interessiert vor allem die Inszenierung der verschiedenen Bewältigungsversuche, d.h. wir werden uns nicht nur mit dem ‚Was’ des Dargestellten, sondern ebenso intensiv mit dem ‚Wie’ der Darstellung befassen und dabei die Texte selbst in den Mittelpunkt stellen. Folgenden Aspekte sollen anhand einer exemplarischen Textauswahl beleuchtet werden: Die Sprachkrise um 1900 / Programmatischer Kunstdiskurs und seine Folgen: Die „Ismen“ (Naturalismus und Expressionismus) / Fluchtbewegungen und Auswege (Exotismus?) / Geschlechterdiskurse und ‚weibliches Schreiben’ / Verstörungen (Körper und Geist). Natürlich darf auch ein einleitender Blick auf den so umstrittenen wie diffusen Begriff ‚die Moderne’ nicht fehlen.
Einführende Literatur: Fähnders, Walter: Avantgarde und Moderne. 1890-1933. Lehrbuch Germanistik. Stuttgart; Weimar 20102
Die Lektüre folgender Texte ist verpflichtend, sie werden teilweise in einem Reader bereit gestellt und punktuell anhand von Lektüretests überprüft:

  • Gerhard Hauptmann: Bahnwärter Thiel (1888)

  • Hugo von Hofmannsthal: Ein Brief (1902)

  • Gottfried Benn: Morgue (1912).

  • Alfred Döblin: Die Ermordung einer Butterblume (1913)

  • Carl Sternheim: Napoleon. (1915)

  • Jacob, Heinrich Eduard: Jacqueline und die Japaner. Ein kleiner Roman. (1928)

  • Irmgard Keun: Das kunstseidene Mädchen (1932)


Modul 15: Reise-Schreiben zwischen 1880 und 1945. Mi. 10-12, H 009

Auch heute, im sogenannten Zeitalter des Massentourismus und der Massenmedien, ist für viele von uns Reisen und Schreiben miteinander verbunden: Wir führen ein Reisetagebuch, schreiben Briefe, Postkarten oder Emails. Tages- und Wochenzeitungen pflegen nach wie vor die Kultur der Reisereportage, Autoren und Autorinnen verarbeiten ihre Erlebnisse in anderen Ländern und Kulturen in Essays, Erzählungen, Romanen. Die historischen Veränderungen des Reisens haben die Welt scheinbar verkleinert und die Qualität der Erfahrungen verändert. Entsprechend hat sich auch ein Wandel in der Wahrnehmung und in der Art der schriftlichen Bearbeitung der Erfahrungen und Erlebnisse herausgebildet. Im Verlauf des Seminars werden wir, nach einer allgemeinen Reflexion des Verhältnisses von Reisen und Schreiben, verschiedene Texte und Textformen aus der Zeit zwischen 1880-1945 genauer untersuchen. Als Beispiele dienen uns Texte, die aus Reiseerfahrungen in Japan und Korea resultieren, sowie die Amerika- Orient- und Afrikatexte der Schweizer Autorin und Journalistin Annemarie Schwarzenbach.
Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer bringen in der ersten Sitzung des Semesters einen selbst verfassten Reisetext mit (nicht länger als eine Seite; bitte auch per Email als Anhang an mich senden). In diesem Text stellen Sie ein eigenes Reiseerlebnis dar. Die Form der Darstellung ist frei zu wählen, aber explizit zu benennen: beschreiben, berichten, erzählen, reflektieren, / als Brief, Anekdote, Pressebericht, Reisereportage, Erzählung, Gedicht …).
Erste Hinweise zur Seminarlektüre (die Lektüre ist verpflichtend, sie wird teils zur Verfügung gestellt):

  • Max Dauthendey: Mich ruft Dein Bild. Briefe an seine Frau. München 1930. (Auszüge)

  • Max Dauthendey: Die acht Gesichter am Biwasee [1911]. Echter. 2006.

  • Bernhard Kellermann: Ein Spaziergang in Japan [1910]. Berlin 1922.

  • Annemarie Schwarzenbach: Orientreisen. Reportagen aus der Fremde. (Hg. 2010; Auszüge).

  • Annemarie Schwarzenbach: Jenseits von New York. Reportagen und Fotografien 1936-1938. (Hg. 1992; Auszüge).

  • Annemarie Schwarzenbach: Afrikanische Schriften: Reportagen - Lyrik - Autobiographisches. Mit dem Erstdruck von «Marc». (Hg. 2012; Auszüge).