Qualifikations- und Karrierewege in der Pflegewissenschaft
Seit dem Wintersemester 2022/2023 wird das Institut für Pflegewissenschaft (IPW) an der Universität Koblenz aufgebaut. Es bietet Lehramtsstudiengänge auf Bachelor- und Masterniveau in der Pflege an und bereitet weitere Studiengänge mit dem Schwerpunkt Pflegewissenschaft vor. Der kommissarische Leiter des IPW ist Frank Weidner, Professor für Pflegewissenschaft. Er baut gemeinsam mit seiner Mitarbeiterin Dr. Miriam Läpple seit dem vergangenen Jahr das Promotionskolloquium Pflegewissenschaft „Professionalität und Gesundheitskompetenz“ auf. Die Wissenschaftler*innen wollen darin Dissertationsvorhaben von rund zehn Promovend*innen, die aus ganz Deutschland nach Koblenz kommen, bündeln und die Nachwuchsförderung in der Pflegewissenschaft gemeinsam voranbringen.
So arbeitet beispielsweise Daniela Thomas im Promotionskolloquium mit. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Katholischen Hochschule NRW in Köln und untersucht die Frage, wie Digitalisierungsprozesse die pflegerische und gesundheitliche Versorgung von Patient*innen verändern und wie Pflegende als Mittler*innen digitaler Kultur heute und in Zukunft verstanden werden können. Auch Stefan Brunner will in der Pflegewissenschaft promoviert werden. Er arbeitet als Lehrkraft für besondere Aufgaben an der Technischen Hochschule Deggendorf in Bayern und forscht in seinem Dissertationsvorhaben zur Bedeutung von Gesundheitskompetenz in der angewandten Pflegediagnostik. Er plant dazu unter anderem Auslandsaufenthalte, da international bereits viel mehr Erfahrungen mit der Anwendung von Pflegediagnostik im Kontext der Patientenversorgung vorliegen.
Nelly Harder und Johann-Moritz Hüsken, die beide bei der Pflegeforschungsplattform DIP in Köln beschäftigt sind, arbeiten ebenfalls von Beginn an im Kolloquium mit. Harder will Fragen der Gesundheitskompetenz in der Pflege bei autistischen Patient*innen untersuchen. Hüsken setzt sich mit Resilienz-Anforderungen in der stationären Akutversorgung und den Zusammenhängen von Resilienz und Gesundheitskompetenz von professionell Pflegenden auseinander. Celine Schmitt ist Schulleiterin einer Pflegeschule in Ludwigshafen. Sie will in ihrer Dissertation zum Professionalisierungsverständnis von Pflegefachpersonen mit erweiterten oder spezialisierten Kompetenzen in Deutschland und England im Vergleich forschen. Dazu wird sie Interviews mit Pflegepersonal in Deutschland und in England führen.
Weitere Arbeiten im Kolloquium beschäftigen sich unter anderem mit dem Zusammenhang von High-Fidelity-Simulationslernen und Professionalitätsentwicklung, mit Gesundheit und Kohärenzgefühl älterer Pflegefachpersonen sowie mit Gewalterfahrungen in der psychiatrischen Pflege und weiteren Themen und Fragestellungen.
Das Promotionskolloquium Pflegewissenschaft findet zweimal im Semester virtuell oder in Präsenz ganztags in Koblenz statt. Es dient dem Austausch und der Beantwortung von Fragen theoretischer Grundlagen, empirischer Befunde, Methodenanwendungen oder auch der Feldzugänge für Datenerhebungen und Befragungen. Manchmal ergeben sich aber einfach auch nur intensive Diskussionen und Erfahrungsaustausche zu thematischen Einzelfragen und aktuellen Forschungsarbeiten. Zwischenzeitlich werden immer wieder virtuelle Beratungssitzungen zu einzelnen Themen oder Methoden angeboten. Alle Teilnehmer*innen im Kolloquium verfügen über Masterabschlüsse im Gesundheits- und Pflegebereich und sind berufserfahrene Pflegefachpersonen. Grundlagen für die wissenschaftliche Begleitung der angehenden Doktorand*innen sind individuelle Betreuungsvereinbarungen, die in den vergangenen Monaten entwickelt und mit Prof. Weidner abgeschlossen worden sind.
Prof. Weidner betonte am Rande des Promotionskolloquiums: „Jüngst hat der Wissenschaftsrat festgestellt, dass es im Zusammenhang mit der Akademisierung der Gesundheitsfachberufe weiterhin einen deutlichen Nachholbedarf in Deutschland gibt. Dazu zählen ausdrücklich innovative Projekte und Vorhaben sowie neue Qualifikations- und Karrierewege für Pflegewissenschaftler*innen. Wir wollen mit unserem Promotionskolloquium einen Beitrag zur wissenschaftlichen Nachwuchsförderung leisten, indem wir Themen und Expertisen aus der Pflegewissenschaft zusammenbringen.“ Momentan erreichen das IPW mehr Anfragen von Interessent*innen für das Kolloquium, als bearbeitet, aufgenommen und begleitet werden könnten. Da ist es gut, dass das IPW weiter auf- und ausgebaut wird und demnächst weitere Kolleg*innen mit in die wissenschaftliche Nachwuchsförderung einsteigen können.