Jane Addams

Die US-Amerikanerin Jane Laura Addams (1860-1935) war eine Persönlichkeit mit vielen Gesichtern und Wirkungsfeldern. Sie gilt u.a. als Settlement-Pionierin, Publizistin, Frauenrechtlerin, Sozialreformerin und -forscherin, Pragmatistin, Ethikerin. 1931 erhielt sie zusammen mit Nicholas Murray Butler den Friedensnobelpreis.

Unter dem Titel „Crossing lines… – Interdisziplinäre und feldübergreifende Grenzgänge am Beispiel von Jane Addams“ ist - zusammen mit Prof. Oliver Dimbath, Institut für Soziologie, Uni Koblenz - ein forschungsorientierter Sammelband in Vorbereitung.

Die Addams-Rezeption in Deutschland scheint – beispielsweise durch Übersetzungen einzelner Werke – langsam an Fahrt aufzunehmen. Eine gezielte Würdigung ihrer facettenreichen Person als einer Pionierin von Inter- oder Transdisziplinarität liegt jedoch noch nicht vor. Im Zentrum des Sammelbands steht daher vor allem die Frage nach den ‚Grenzgängen‘, den ‚zu überschreitenden Linien‘, auf welche Jane Addams auf ihrer kurvenreichen ‚long road‘ gestoßen ist. Zumal ‚crossing a line‘ auch die Bedeutung hat, sozial nicht akzeptabel zu agieren bzw. gesellschaftliche Normen zu verletzen sowie sie damit u.U. neu zu definieren, kann das Werk Jane Addams‘ auch unter dem Blickwinkel ihrer Ausgestaltung sozialer Reorganisationsprozesse verschiedenster Art betrachtet werden: Dann geht es u.a. um Schranken des Geschlechts, der Bildung, der Klasse oder der Herkunft, um gesellschaftliche Hürden, um nationalstaatlich politische oder systemisch feldspezifische Schranken, um Scheidelinien professioneller Zuständigkeit oder um Denkstile bzw. Konventionen, mit welchen gebrochen wird.

Zu berücksichtigen ist jedoch der soziale Konstruktionscharakter dieser Grenzen einschließlich seiner Historizität. Entsprechend ‚bunt‘ sind auch die Werdegänge in dieser Phase der Wissenschaftsgeschichte, in der ein Wechsel zwischen den Fakultäten nicht unüblich und das Ideal von Universalgelehrten oder forschenden Praktiker*innen durchaus noch vorstellbar waren. Was rückblickend als gelebte Trans- oder Interdisziplinarität erscheinen mag, musste damals nicht so wahrgenommen werden. Heute stellt sich dies als ein Wunschbild fächerübergreifender Forschung oder gelungenen Wissenstransfers dar – ein Entdifferenzierungsideologem, das die hochgradig ausdifferenzierten Wissenschaften wie Professionen aktuell vor Probleme rund um die Translation ihrer Fachsprachen oder die Popularisierung ihrer Ergebnisse stellt.

Ein Weg zur exemplarischen Erkundung bzw. zur Inspiration für die Bearbeitung aktueller Probleme kann die Rückbesinnung auf historische Persönlichkeiten darstellen, die – wenn auch unter anderen Bedingungen – einen Mehrfachspagat vorgenommen haben. In Jane Addams vereinen sich Engagement für die universitäre Sozialforschung und deren Methodologie mit Verdiensten um die Verbesserung der prekären Situation von Frauen, fundierte pazifistische Gesellschaftskritik mit Feminismus sowie politisches Theoretisieren mit dem Streben nach sozialer Gerechtigkeit.


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Beltz/Juventa, Weinheim
Bildnachweis: Portrait von Jane Addams von Elizabeth B. Brownell, The World's Work, 1909, https://archive.org/stream/worldswork18gard#page/11848/mode/2up

Kontakt

Professur für Pädagogik mit dem Schwerpunkt Weiterbildung und Genderforschung

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