- Praktikumsbestimmungen (Auszug aus dem Landesrecht für RLP)
Schulpraktika
Während des Lehramtsstudiums müssen zwei Orientierende Praktika (OP) und zwei Vertiefende Praktika (VP) absolviert werden. Die Praktika dienen der Überprüfung der persönlichen Eignung und Neigung für den Beruf als Lehrkraft.
Die Praktika liegen in der vorlesungsfreien Zeit. Voraussetzung für die Absolvierung ist der Masern-Impfschutz-Nachweis. Die zwei OP werden an zwei verschiedenen Schularten durchgeführt, eines davon an einer Schwerpunktschule. Die VP sind in den gewählten Fächern und in der gewählten Schulform zu absolvieren. Die Auswahl und Buchung der Praktikumsplätze erfolgt über die Seite „http://schulpraktika.rlp.de/“.
Während der Praktika ist das Führen eines Praktikumsbuchs verpflichtend. Dieses gliedert sich in den Persönlichen Teil, in dem die schulpraktischen Erfahrungen, Reflexionen, Kommentare und persönlichen Einschätzungen dokumentiert werden, und in den Pflichtteil mit Informationen und Unterlagen, die für jedes Schulpraktikum aufzunehmen sind.
Ein nicht erfolgreich abgeleistetes Schulpraktikum kann zweimal wiederholt werden — danach ist die Weiterführung des Studiums nicht möglich. Viele Ihrer Fragen werden in unserer FAQ beantwortet. Schauen Sie doch mal rein!
Gesetzliche Grundlagen
Orientierende Praktika (OP1 und OP2)
Informationen zu den OP finden Sie in der Praktikumsanleitung. Wichtige Punkte daraus:
Vor Beginn des OP1 finden Vorbereitungsveranstaltungen an Studienseminaren in RLP statt.
Der Besuch der Vorbereitungsveranstaltung gehört zu den Praktikumsverpflichtungen und wird bescheinigt.
In den OP müssen drei Aufgaben entsprechend des Aufgabenkatalogs in der Praktikumsanleitung schriftlich ausgearbeitet werden.
Pro Praktikum muss eine Unterrichtsstunde nach Anleitung und Vorgaben gehalten werden.
Die Nachbereitungsveranstaltung findet am ersten Tag des VP-Bachelor statt und bedarf keiner Anmeldung.
Die zwei OP werden an zwei verschiedenen Schularten durchgeführt. Eines der Praktika ist an einer Schwerpunktschule abzuleisten. Beide OP können auch außerhalb von Rheinland-Pfalz, ein OP kann im Ausland absolviert werden. Bei der Planung eines OP im Ausland sind Absprachen mit dem ZfL (Susanne Orths) im Voraus notwendig, um eine Anerkennung des Praktikums zu gewährleisten. Die Praktika außerhalb von Rheinland-Pfalz müssen ebenfalls auf der Schulpraktika-Plattform angemeldet werden.
Vertiefende Praktika (VP Bachelor und VP Master)
Informationen zu den VP finden Sie in der Praktikumsanleitung. Wichtige Punkte daraus:
Die VP finden unter Anleitung einer Fachleiterin oder eines Fachleiters des zuständigen Studienseminars in deren Unterricht statt und werden in Gruppen bis zu acht Studierenden durchgeführt.
In den VP sind schriftliche und praktische Leistungen zu erbringen, u.a. Planung und Durchführung einer Unterrichtsstunde bzw. Unterrichtsreihe, eine Verlaufsskizze und Reflexionen.
Career Counselling For Teachers (CCT TOUR)
CCT ist ein Selbsterkundungsverfahren, das Sie vom Studium bis zum Anfang Ihrer Lehrtätigkeit begleitet. Mit Hilfe des CCT können Sie Ihre individuelle Eignung und Ihre Kompetenzentwicklung in der Lehrerbildung zu verschiedenen Zeitpunkten der Ausbildung einschätzen. Im Studium sind die Nachweise der Touren 2 (spätestens nach dem OP 2) und der Tour 3 (jeweils nach den VP) verpflichtend. Dieser Nachweis erfolgt durch das Ausdrucken der Teilnahmebestätigung der absolvierten Tour. Ferner können auch die Detailauswertungen ausgedruckt, im persönlichen Teil des Praktikumsbuches abgeheftet und als Gesprächsgrundlage für das Beratungsgespräch am Ende des Praktikums genutzt werden.
Praktikumsbuch
Das Praktikumsbuch ist ein verpflichtender Bestandteil der Praktikumsleistungen im Rahmen der Lehramtsausbildung in Rheinland-Pfalz und per Landesverordnung vorgeschrieben. Es gliedert sich in einen Pflichtteil, in den Bescheinigungen, schriftliche Arbeitsaufträge und andere Dokumente aufzunehmen sind, und einen persönlichen Teil, in dem die schulpraktischen Erfahrungen, Reflexionen, persönlichen Einschätzungen und Kommentare dokumentiert werden können. Die Funktion des Praktikumsbuchs besteht in der kontinuierlichen Dokumentation und Reflexion der schulpraktischen Erfahrungen sowie der persönlichen Entwicklung als (angehende) Lehrkraft.
Praktikumsbuch des Bildungsministeriums Rheinland-Pfalz
Persönlicher Teil des Praktikumsbuchs – Weiterentwicklung ZfL Koblenz
Besonders der persönliche Teil des Praktikumsbuchs ist für die Entwicklung als angehende Lehrkraft wichtig. Aus diesem Grund wurde dieser Teil des Praktikumsbuchs – mit Mitteln des Projektes MoSAiK („Modulare Schulpraxiseinbindung als Ausgangspunkt zur individuellen Kompetenzentwicklung“) – weiterentwickelt und eine Reihe von Reflexionshilfen zusammengestellt, die den individuellen Entwicklungsprozess als Lehrkraft unterstützen sollen. Im Fokus steht dabei eine reflexive Auseinandersetzung mit den persönlichen (Vor-)Einstellungen, berufsbezogenen Überzeugungen sowie eine Verknüpfung von Theorien und schulpraktischen Erfahrungen.
Persönlicher Teil des Praktikumsbuchs - Weiterentwicklung ZfL-Koblenz
Fachdidaktische Reflexionsanlässe
Um die curriculare Einbindung und damit die potenzielle Nutzung des Praktikumsbuchs durch Studierende zu erhöhen, werden in Zusammenarbeit mit Kolleg:innen der Fachdidaktiken der Universität Koblenz-Landau Reflexionsanlässe aus fachdidaktischer Perspektive erarbeitet, die eine Theorie-Praxis-Verknüpfung unterstützen.
Fachdidaktische Reflexionsanlässe - was ist das und wozu?
Das Schulpraktikum stellt einen besonders geeigneten Ort dar, um die im Studium erworbenen fachdidaktischen Inhalte anwenden und erproben zu können; und das nicht nur im eigenen Unterrichten, sondern auch im gezielten Beobachten und Reflektieren (Hospitation).
Das Praktikumsbuch bietet hier eine gute Möglichkeit, die wichtige Fähigkeit zur Selbst- und Fremdreflexion in der Praxis zu schulen: Es zielt darauf ab, Ihren reflexiven Blick auf Ihre Entwicklung als Lehrkraft sowie den Unterricht, den Sie beobachten oder auch selbst planen und durchführen, zu schärfen.
Folgende Vorlagen ergänzen den allgemeinen und persönlichen Teil des Praktikumsbuches um fachspezifische Inhalte. Sie sind orientiert an den Erfordernissen des Berufsfeldes Schule und mit theoretischen Grundlagen untermauert. Sie werden dieses Zusatzangebot der Fachdidaktiken im Laufe Ihres Professionalisierungsprozesses schätzen lernen.
Konzeptionelle Ansätze in der Lehrer:innenbildung beschreiben neben Wissen, Erfahrung oder Persönlichkeit Reflexivität nicht nur als zentrales Element der professionellen Handlungskompetenz von Lehrkräften, sondern als Voraussetzung für eine gelingende Berufspraxis (vgl. Berndt, Häcker, und Leonhard 2017). Studienergebnisse hingegen zeigen, dass die Reflexionsfähigkeit von Lehrkräften mit zunehmendem Berufsalter stetig abnimmt (vgl. Wyss 2013). Eine damit einhergehende Entfremdung zwischen wissenschaftlichen Theorien und Unterrichtspraxis zeichnet sich jedoch häufig schon früher ab. Zwar scheint die Theorie den Studierenden des Lehramts in vielerlei Hinsicht spannend, in weiten Teilen jedoch entfernt vom späteren Berufsalltag. So knüpfen bereits Noviz:innen im Lehramt meist weniger an das im Studium gelernte didaktische Wissen an, als sie sich an ihrem situativ erworbenen Handlungs- und Erfahrungswissen orientieren, das u.a. aus ihrer eigenen Schulzeit oder ihrer späteren eigenen Unterrichtspraxis stammt (vgl. Combe und Kolbe 2008: 860). In der Folge werden handlungsleitende subjektive Theorien ausgebildet (Dann 1989; Groeben u. a. 1988), die ihr professionelles Handeln maßgeblich beeinflussen (Baumert und Kunter 2006; Kunter u. a. 2011).
Die beiden Wissensbereiche Theorie und Praxis zu Schule und Unterricht im Hinblick auf das professionelle Handeln angehender Lehrkräfte (besser) miteinander zu verknüpfen, ist ein wichtiges Anliegen der Lehrkräftebildung (vgl. Artmann 2019). Es bestehen verschiedene Ansätze, schulpraktische Lerngelegenheiten in die universitäre Lehre zu integrieren, bspw. indem Seminare mit Schulklassen kooperieren, Unterrichtsmethoden erprobt und Unterrichtsentwürfe in Seminaren an der Universität geschrieben werden. Trotz aller Bemühungen scheint es dennoch schwierig, neue fachdidaktische und fachwissenschaftliche Anteile in die Schulen zu bringen. An dieser Stelle können die Schulpraktika im Rahmen des Lehramtsstudiums eine wichtige Funktion einnehmen: Sie bieten eine zentrale Möglichkeit, um an der Universität Kennengelerntes anzuwenden – nicht nur im eigenen Unterrichten, sondern auch im gezielten Beobachten, Befragen, Analysieren, Reflektieren. Die Eindrücke des Praktikums wiederum sollen das weitere Studium bereichern, indem Studierende und Lehrende bspw. gezielt in Seminaren, Modulprüfungen etc. darauf Bezug nehmen.
Grafiken: Jana Katharina Schmitz (Studierende des Lehramts für Gymnasium mit den Fächern Deutsch und katholische Theologie an der Universität Koblenz-Landau, Campus Koblenz)
Literatur
Artmann, Michaela (2019): „Es ist mir wichtig, dass die Studierenden sehen, dass Reflexion ohne Theorie ja gar nicht funktioniert.“ Epistemologische Zugänge von Hochschullehrenden zum Theorie-Praxis-Problem in der Lehrer*innenbildung. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, .20(3).
Baumert, Jürgen, und Mareike Kunter (2006): Stichwort: Professionelle Kompetenz von Lehrkräften. Zeitschrift für Erziehungswissenschaft 9(4):469–520.
Berndt, Constanze, Thomas Häcker, und Tobias Leonhard (2017): Reflexive Lehrerbildung revisited: Traditionen-Zugänge-Perspektiven. Bad Heilbrunn: Verlag Julius Klinkhardt.
Combe, Arno, und Fritz-Ulrich Kolbe (2008): Lehrerprofessionalität: Wissen, Können, Handeln. S. 857–75 in Handbuch der Schulforschung, herausgegeben von W. Helsper und J. Böhme. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Dann, Hanns-Dietrich (1989): Subjektive Theorien als Basis erfolgreichen Handelns von Lehrkräften. Beiträge zur Lehrerinnen- und Lehrerbildung 7(2):247–54.
Groeben, Norbert, Diethelm Wahl, Jörg Schlee, und Brigitte Scheele (1988): Forschungsprogramm Subjektive Theorien. Eine Einführung in die Psychologie des reflexiven Subjekts. Tübingen: A. Francke Verlag.
Kunter, Mareike, Jürgen Baumert, Werner Blum, Uta Klusmann, Stefan Krauss, und Michael Neubrand (2011): Professionelle Kompetenz von Lehrkräften: Ergebnisse des Forschungsprogramms COACTIV. Münster: Waxmann.
Wyss, Corinne (2013): Unterricht und Reflexion: Eine mehrperspektivische Untersuchung der Unterrichts-und Reflexionskompetenz von Lehrkräften (= Empirische Erziehungswissenschaften). Münster: Waxmann.
Weitere Informationen
- Anmeldung Schulpraktika
Anmeldung OP HwK Koblenz (hierfür Absprache mit dem ZfL, Susanne Orths,
notwendig)- Termine Praktika
- Schulpraktika im Lehramtsstudium in Rheinland-Pfalz BA und MA
- Praktikum außerhalb von Rheinland-Pfalz und des Saarlandes
Beratung und Zertifizierung von Praktika: Susanne Orths