Koblenz erinnert: 80 Jahre Kriegsende und Befreiung

Quelle: Stadtarchiv Koblenz (Foto US Army)
Quelle: Stadtarchiv Koblenz (Foto US Army)
Der Fachbereich Philologie/Kulturwissenschaften beteiligt sich mit drei Vorträgen an der Veranstaltungsreihe der Stadt Koblenz

Die Stadt Koblenz erinnert in den kommenden Wochen mit zahlreichen Akteurinnen und Akteuren aus dem Bereich Erinnerungskultur an die letzten Kriegswochen in Koblenz und die Befreiung vom Nationalsozialismus am 8. Mai 1945. Der Fachbereich Philologie/Kulturwissenschaften ist mit drei Beiträgen beteiligt, die mit unterschiedlichen Kooperationspartnern durchgeführt werden.

Zwischen dem 21.03. und dem 26.05.2025 bieten die Veranstalter ein vielfältiges Programm mit rund dreißig Angeboten an, darunter Ausstellungen, Vorträge, Konzerte und ein Schreibwettbewerb.

Zum vollständigen Programm der Veranstaltungsreihe geht es hier.

Zu den einzelnen Beitragen des Fachbereichs:

Gastvortrag von PD Dr. Oliver Bach (Eberhard Karls Universität Tübingen) “Das ‘langatmige und mühevolle Unternehmen’: Frieden in den Schriften deutscher Autorinnen”

Ort & Zeit: Mittwoch, 23.04.2025, 18 - 20 Uhr, Raum E 313, Universität Koblenz, Universitätsstr. 1, 56070 Koblenz

Kooperation im Zusammenhang des Seminars “Frieden und Krieg als Themen im Religions- und Ethikunterricht” von JProf. Dr. Annika v. Lüpke (Institut für Philosophie) und JProf. Dr. Christiane Caspary (Institut für Evangelische Theologie)

Vortrag von Prof. Dr. Dr. h.c. Stefan Neuhaus (Institut für Germanistik) zum Thema “Inventur. Politische Gedichte und Lieder nach 1945”

Ort & Zeit: 09.05.2025, 19 -20 Uhr, Landesbibliothekszentrum Koblenz / Rheinische Landesbibliothek, Bahnhofplatz 14, 56068 Koblenz

Nach Kriegsende war es plötzlich wieder möglich, Meinungen zu äußern, zunächst noch im Rahmen der von den Besatzungsmächten vorgegebenen Regeln. In der politischen Meinungsbildung nahm die Literatur eine bedeutende Rolle ein. Sie ermöglichte in Zeiten der Zensur, ”'zwischen den Zeilen' verbotene politische Botschaften zu äußern. In der NS-Zeit wirkte außerdem die Exilliteratur ‘von außen' auf die Meinungsbildung. Nach 1945 kamen viele Autor*innen zurück oder auch innerhalb Deutschlands wieder zu Wort. Gerade die besonders populäre, leicht zu veröffentliche und zu rezipierende Gattung Lyrik, und mit ihr das Lied, boten Möglichkeiten der Selbstvergewisserung und der offenen Debatte über einen möglichen Neuanfang. Günter Eichs “Inventur” oder Erich Kästners “Marschliedchen 1945”, im ersten neu gegründeten Kabarett der Nachkriegszeit, der Münchner “Schaubude” aufgeführt, gehören dazu. Die Aufarbeitung des vergangenen Grauens ließ indes noch ein wenig auf sich warten; Paul Celans “Todesfuge” von 1944-45 erschien zwar bereits 1948, wurde aber erst später wahrgenommen. Der Vortrag möchte einige Aspekte der Zeit am Beispiel dieser und anderer lyrischer Texte diskutieren und so ein vielstimmiges Bild der Nachkriegsjahre zeigen.

Die Veranstaltung findet in Kooperation des Landesbibliothekszentrums mit dem Fachbereich 2: Philologie / Kulturwissenschaften der Universität Koblenz statt. Sie bildet sowohl einen Beitrag zur Woche der Meinungsfreiheit (https://woche-der-meinungsfreiheit.de/) sowie der Veranstaltungsreihe „80 Jahre Kriegsende und Befreiung“ der Stadt Koblenz.

Vortrag von apl. Prof. Dr. Thomas Martin Schneider (Institut für Evangelische Theologie der Universität Koblenz) und Dr. Andreas Metzing (Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland, Boppard) zum Thema: "Kirche am Nullpunkt? Die evangelischen Gemeinden Koblenz und Pfaffendorf im Jahr 1945" (Vortrag mit Lichtbildern)

Ort & Zeit: 26.05.2025, 18:30 - 20:30 Uhr, Evangelische Kirche Pfaffendorf, Emser Straße 22, 56076 Koblenz

Bei Kriegsende waren auch nahezu alle Gebäude der evangelischen Kirchengemeinden Koblenz und Pfaffendorf stark zerstört, die Pfarrer evakuiert, das Gemeindeleben war fast völlig zum Erliegen gekommen. Zu dem äußeren Niedergang kam der innere. Auch Koblenzer Pfarrer waren mehr oder weniger in den Nationalsozialismus verstrickt. Stark belastet war der Pfaffendorfer Pfarrer Heinrich Weinmann, ein überzeugter Nationalsozialist. Neben dem Wiederaufbau der Gemeinden standen die Schuldfrage, die Entnazifizierung und der theologische und kirchenorganisatorische Neuanfang auf der Tagesordnung. Nach dem Weggang Wilhelm Winterbergs, des einzigen Koblenzer Pfarrers, der der zum Teil NS-kritischen Bekennenden Kirche angehört hatte, nahm sich der neu berufene Pfarrer und spätere Superintendent Wilhelm Rott, ein Schüler Dietrich Bonhoeffers, dieser Herkulesaufgabe an - engagiert und mit Erfolg, aber auch mit Frustrationserfahrungen. Auch der überregionale Kontext soll berücksichtigt werden.

Der Vortrag findet in Kooperation mit dem Evangelischem Gemeindeverband Koblenz statt.

Datum der Veröffentlichung