Aktuelle LV Sommer 2025
Platon Charmides
Der "Charmides" zählt zu Platons frühen Meisterdialogen. In heiterer Atmosphäre fragt Sokrates, was die Besonnenheit (sophrosyne) ist. Das griechische Wort σωφροσύνη meint so viel wie Mäßigung, Selbstbeherrschung oder Selbstdisziplin (engl. self-control). Sokrates untersucht die Frage erst mit dem jungen Charmides, dann mit dessen Onkel Kritias. Kritias hatte kurz bevor der Dialog entstand, das Terrorregime des Dreissig in Athen geführt. Er verkörpert das Gegenteil von Mäßigung und Selbstdisziplin. Am Dialogende diskutieren Sokrates und Kritias, ob die Sophrosyne ein Wissen vom Wissen ist. In dem Kurs wird der Dialog detailliert und gründlich gelesen. Ein besonderes Augenmerk gilt der Frage, wie die poetische Inszenierung des Dialogs mit der argumentativen Struktur zusammenhängt.
Epikur und seine Schule
Kaum zwanzig Jahre nach dem Tod des Aristoteles eröffnet Epikur (341–270 v. Chr.) seine berühmte Schule. Wegen ihrer Lage vor den Stadtmauern Athens wurde sie "Garten" (κῆπος) genannt. Mit Epikur beginnt die sogenannte hellenistische Philosophie. Obwohl Epikur unzählige Schriften verfasst hat, sind von ihm nur einige wenige Briefe überliefert, die heute als echt gelten. Diese Texte werden im Seminar gründlich gelesen. Im Zentrum stehen die Ethik und die Naturphilosophie. Am Ende wird ein Ausblick gegeben auf Epikurs berühmtesten Anhänger – den Römer Lukrez, der die epikureische Philosophie in dem brillanten Lehrgedicht De rerum natura (Über die Natur der Dinge) in Versform dargestellt hat.
Grundriss der griechischen Anthropologie
Das Wort "Anthropologie" stammt vom griechischen Ausdruck anthropos für "Mensch". Schon die frühgriechischen Epen enthalten wichtige anthropologische Gedanken. Homer begreift den Menschen als Sterblichen. Hesiod versteht ihn als Rechtswesen. Die Frage "Was ist der Mensch?" begegnet zuerst bei Pindar und im Corpus Hippocraticum. Den Ärzten geht es um die "Natur des menschlichen Körpers". Platon fragt nach der "Natur des Menschen". Nur wer dieser Frage ernsthaft nachgehe, sei ein echter Philosoph. Die philosophische Anthropologie beginnt mit Platon und wird von Aristoteles fortgeführt. In den biologischen Schriften begreift Aristoteles den Menschen als Lebewesen und untersucht seine Rolle im Tierreich. Die praktische Philosophie bezeichnet er als "Wissenschaft vom Menschen". Ihr geht es darum, welche individuellen und politischen Bedingungen erfüllt sein müssen, damit der Mensch seiner Natur gemäß leben kann. Die Stoiker begreifen den Menschen von der Vernunftnatur her. Der Mensch soll ihr im praktischen Leben folgen, um glücklich zu werden. Die Vorlesung gibt einen Überblick über wichtige anthropologische Positionen der griechischen Literatur und Philosophie.
Francesco Petrarca. Über seine und vieler anderer Unwissenheit
Was nutzt uns all unser Wissen, das Wissen um die Natur, Tiere, Pflanzen und Sterne, wenn wir nicht wissen, wie wir besser werden? In diesem Sinne philosophiert Francesco Petrarca in seiner 1367–71 entstandenen Spätschrift De sui ipsius et multorum ignorantia – Über seine und vieler anderer Unwissenheit. Petrarca kritisiert den herrschenden Aristotelismus, um eine neue Moralphilosophie zu entfalten, die sich im Rückgriff auf innere Erfahrung der Rettung der Seele widmet. Petrarcas Schrift ist ein bedeutendes Zeugnis der neuen, an Platon und Cicero orientierten Renaissance-Philosophie. Im Kurs wird die Schrift gründlich gelesen und erläutert. Wichtig ist die analytische Prüfung von Petrarcas Argumenten.
MATERIALIEN ZU DEN LEHRVERANSTALTUNGEN
Informationen zu Zeiten, Räumen, Modulvorgaben, Leistungspunkten und studiengangspezifischen Anforderungen der genannten Lehrveranstaltungen entnehmen Sie bitte den internen Vorlesungsverzeichnissen der Universität Koblenz-Landau bzw. KLIPS.