Freigiebigkeit provinzialer Eliten im Römischen Reich
Das Konzept der Freigiebigkeit ist im antiken Römischen Reich häufig anzutreffen – sei es in Form der kaiserlichen Tugend der liberalitas principis, sei es in Form der Beziehungen zwischen Patronen und ihren clientes oder in Form der liberalitas der provinzialen städtischen Eliten. Sie erscheint in den epigraphischen Zeugnissen häufig in Form von Stiftungen – etwa von Spielen, Speisen oder Monumenten – und wird durch diese öffentlichen Zuwendungen zum Ausdruck der ideologischen Grundkonzeption von Gesellschaft in den Städten der römischen Welt. Diese Städte waren von Hierarchien durchzogen, und die Art und Weise, wie diese hierarchischen Ordnungen repräsentativ dargestellt und kommuniziert wurden, hatte großen Einfluss sowohl auf die Akteure dieser Selbstdarstellung als auch auf die Rezipienten.
Eine ganz besondere Fülle solcher Zeugnisse von Freigiebigkeit findet sich in der frühen bis hohen Kaiserzeit unter anderem in Italia und im römischen Nordafrika, aber auch in der Baetica. Mein Dissertationsvorhaben widmet sich den inschriftlichen Zeugnissen solcher Freigiebigkeit mit der Frage, welche performativen Aspekte und Narrative sich aus diesen Texten herauslesen lassen und nach welchen Regeln und Mustern dieser reziproke Austausch von materiellen Gaben einerseits und Prestige und Memoria andererseits ablief. Daran schließen sich weitere Fragen an, nämlich wie diese Praktiken in den Texten dargestellt werden, welche Auswirkungen sie auf das gesellschaftliche Leben in den Städten hatten und wie die Begriffe, die solche „Freigiebigkeit“ im epigraphischen Befund beschreiben, verstanden werden können.
Das ist ein Promotionsprojekt von Magdalena Streicher