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MASTER GERMANISTIK
"DYNAMIKEN DER VERMITTLUNG"
Germanistik in der Globalisierung
Wir leben in einer zunehmend heterogenen Welt, in der kulturelle Vermittlungsprozesse immer wichtiger, aber auch komplexer werden. Diese Vermittlungsprozesse sind stets kommunikationsbasiert und zeichenvermittelt – an der Universität ebenso wie in anderen kultur- und wissensvermittelnden Institutionen, z.B. in den (alten und neuen) Massenmedien, in verschiedenen Berufsfeldern wie Wirtschaft oder Politik. Deshalb werden im Master-Studiengang „Dynamiken der Vermittlung“ Kompetenzen erworben und vertieft, mit denen das komplexe Vermittlungsgeschehen in Sprache, Literatur und anderen Ausdrucksformen wie Bild, Film und Hypermedia systematisch verstehbar und gestaltbar wird. Unter diese Kompetenzen fällt insbesondere das Beschreiben, Transkribieren, Analysieren, Interpretieren und aktive Gestalten vielfältiger Materialien. Die deutliche Forschungs- und Projektorientierung des Studiengangs ermöglicht den Studierenden die Teilnahme an national und international ausgerichteten Forschungsprojekten. Ein Zugang zu Inhalten und Erkenntnissen anderer Fächerkulturen wird in einem Wahlpflichtmodul ermöglicht. Durch das Praktikum wird eine Anbindung an Institutionen des gesellschaftlichen und kulturellen Lebens geschaffen, damit die Studierenden bereits während des Studiums Erfahrungen in berufsorientierten Tätigkeitsfeldern sammeln können. Wir wünschen uns ,Freigeister‘, die Lust am eigenständigen Arbeiten und Forschen haben und ihre Ideen auch in der Praxis erproben möchten. Dies ist die Voraussetzung für die Entwicklung analytischer Kompetenzen im Umgang mit sprach-, literatur- und medienbasierten Formen und Inhalten.
Leitbild einer Integrierten Germanistik (kulturwissenschaftliche Orientierung)
Mit dem Leitbild einer integrierten Germanistik hat sich die Koblenzer Germanistik zum Ziel gesetzt, in einer disziplinübergreifenden, gemeinsamen Konzeption und Durchführung von Modulen und Veranstaltungen linguistische und literaturwissenschaftliche sowie sprach- und literaturdidaktische Zugriffe zu bündeln. Dabei werden sprachliche, literarische und mediale Phänomene aus einem integrierenden Blickwinkel betrachtet. Das bedeutet z.B., dass das Thema Reisen als Reisekommunikation und in Verbindung mit Schreiben in der Postmoderne behandelt wird, die kulturelle Praktik des Protests als literarisches sowie kommunikatives Produkt untersucht wird oder etwa Tiere als literarische Wortgestalten und Interaktionspartner in der Interspezies-Begegnung betrachtet werden.
Dieses spezifische Profil hat somit konkrete Auswirkungen auf die Forschung und Lehre, die sich in einem engen Austausch zwischen Sprach- und Literaturwissenschaft, in Parallelveranstaltungen, einem ausgesprochenen Praxisbezug sowie in einer intensiven Projektorientierung manifestieren. Ausgehend von gemeinsamen, disziplinübergreifenden Problemstellungen werden in den fünf thematischen Modulen Lern- und Forschungsschwerpunkte in den Kategorien Alterität / Fremdheit (MA1), Medialität / Multimodalität / Hybridität (MA 2), Wahrnehmen / Verstehen / Methodizität (MA 3), Figuren der Vermittlung / Konstruktion / Gestaltung (MA 4), Struktur / Dynamik / Ordnung (MA 5) gebildet.
Modulstruktur
Im Modul MA 1 – Alterität – rücken Alteritäts- und Fremdheitserfahrungen, die in globalisierten Gesellschaften alltäglich sind, in den Mittelpunkt von Theorie und Analyse. Alterität in Verbindung mit Heterogenität begegnet uns z.B. in Sprachkontakt-Situationen, im schulischen Kontext mit Inklusions-Unterricht, aber auch im kommunikativen Umgang mit transzendenten Wesen oder in der Interaktion mit anderen Spezies und Maschinen. Die Literatur verhandelt, gestaltet und befragt Alterität und die Erfahrungen von Alterität auf der Inhalts- und Formebene. Da Literatur auch als Simulationsraum für andere Wirklichkeiten verstanden werden kann, die etwa als alternative und/oder zukünftige Wirklichkeiten gedacht werden, können durch die Narrativierung der Alterität Aussagen über unsere textexterne (nicht zuletzt politische) Realität getroffen werden.
Modul MA 2 – Medialität und Multimodalität – setzt den Schwerpunkt auf Prozesse der Hybridität. Denn statt über eindeutige Zuordnungen und eindimensionale Herangehensweisen ist das Verstehen von Kulturphänomenen in der Postmoderne nur über multidisziplinäre und -perspektivische Zugänge produktiv. Dies betrifft Vermittlungsprozesse auf allen kommunikativen Ebenen: Zeichenformen und Codierungen (z.B. Bild/Foto, Hypertextualität, mediale/konzeptuelle Mündlichkeit und Schriftlichkeit), Ausdrucksformate (Textsorten-Hybride wie z.B. Datenschutzbestimmungen), neue Kommunikationsformen (z.B. Internet-Chats, Blogs, Let’s Play) und literarische Formen (z.B. Autofiktion und Autorfiktion bzw. Autorinszenierung, hypertextuelle Literatur), Medienformate (z.B. Dokumentationen, Reality-TV, Musikvideos), Akteure (z.B. Menschen, Tiere, Maschinen) und andere kulturelle Artefakte (z.B. politische Kunstprojekte). Hybridität zeichnet sich vor allem durch eine zunehmende Ununterscheidbarkeit von Fiktionalität und Faktualität, Realität und Inszenierung in kulturellen Bereichen und Formen aus.
Um eigenständig forschen zu können, sind angemessene Methoden notwendig. Dazu wird im Modul MA 3 – Wahrnehmen und Verstehen – eine vertiefte methodische Kompetenz aufgebaut, die die Methodizität der Analysen gewährleistet. Kulturelle Artefakte, Literatur, Bilder oder Filme, Gespräche oder geschriebene Texte, multimodale Kommunikate, sprachlich-mediale und literarische Diskurse werden als Teil von kulturellen Verstehens- und Verständigungsprozessen transparent gemacht und erschlossen. Wahrnehmen und Verstehen sind dabei zentrale geistes- und kulturwissenschaftliche Kategorien, die die Grundlagen für Interpretationsprozesse darstellen. Primäres Ziel dieses Moduls ist es somit, hermeneutische Verfahren zu erlernen und diese auch unter Berücksichtigung diskursorientierter, posthermeneutischer und präsenzorienterter Modelle theoriegeschichtlich einordnen zu können.
In Modul MA 4 – Figuren der Vermittlung – werden Vermittlungsprozesse als konstruierte und gestaltete Prozesse behandelt. Im Zentrum stehen verschiedene Figuren der Vermittlung (z.B. empirische Personen wie Lehrer*innen, Lektor*innen, Autor*innen, Leser*innen, oder Gruppen und Institutionen, wie Verlage, Werbeagenturen, Zoos, politische Parteien usw.), die diese Prozesse initiieren, modifizieren oder suspendieren. Bezogen auf (v.a. fiktionale) Literatur (als Teil der Kunst) kommen Figuren (z.B. die Figur des Zeitzeugen, Botenfiguren) und Erzählinstanzen in den Blick, sowie rhetorische Figuren und sprachliche oder ikonographische Topoi. Ziel dieses Moduls ist es, den Konstruktions- und Gestaltungsaspekt kultureller Vermittlungsprozesse in den forscherischen Reflexionsprozess einzubeziehen, da dieser nicht nur eine bloße ,Anwendung in der Praxis‘ darstellt, sondern ein wesentliches Strukturmerkmal ist, das z.B. unter der Perspektive gesellschaftlicher Machtherstellung diskutiert werden kann. Die Studierenden lernen personale, organisationale, mentale und/oder sprachliche sowie textuelle, bildliche und mediale Instanzen und Figuren in Vermittlungsprozessen zu analysieren und zu bewerten. Darüber hinaus lernen sie, eigene Vermittlungskonzepte und Vermittlungs-‚Figuren‘ für verschiedene Situationen zu entwickeln und zu gestalten.
Mit den Aspekten – Struktur und Dynamik – im Modul MA 5 rücken kommunikative Ordnungen sowie der Prozess- und Ereignischarakter sprachlichen und literarischen Handelns in den Fokus. Hier schließen sich vielfältige Fragen zur Konstruktion von Gesellschaft über Kommunikationsprozesse an, denn soziale Ordnungen sind weder ontologisch vorgegeben noch unveränderbar. In diesem Modul werden demnach, u.a. mit Bezug auf die wirklichkeitskonstituierenden (Massen)Medien und auf das Social Web, soziale, kommunikative und literarische Ordnungsprozesse rekonstruiert (z.B. ordnende Zugriffe auf die Wirklichkeit in Abhängigkeit von Raum, Zeit und Ort sowie Konstruktionen alternativer Wirklichkeitsordnungen durch Erzählprozesse, etwa in der Fantastik oder der Science Fiction).
MA 6 ist das integrierte Forschungsmodul. Die Studierenden bereiten sich mittels eines Forschungskolloquiums, in dem sie gemeinsam mit anderen Studierenden relevante Fragen zu ihren Forschungsprojekten diskutieren können, auf die Masterarbeit vor. In der Regel wurde zuvor das Praktikum (MA 7) absolviert, sodass es den Studierenden möglich ist, zeitnah oder parallel zum Anfertigen der Masterarbeit Veranstaltungen aus dem Wahlpflichtbereich (MA 8) zu besuchen, die weitere – auch interdisziplinäre – Impulse für die eigene Forschung geben können.