Besonders empfehlenswerte Texte

Bajohr, Hannes / Gilbert, Annette (Hg.): Digitale Literatur II, München: edition text + kritik 2021 (= Text+Kritik; Sonderband 2021).

Dieser Sammelband erörtert die zahlreichen Entwicklungen, mit der digitale Literatur geschaffen werden kann und stellt Beispiele digital erzeugter Poesie vor. Besonders durch seine Aktualität und die breit gefächerte Auswahl der Themen und gebotenen Definitionen schafft der Sammelband einen guten Überblick über den Begriff der digitalen Literatur.

Daniels, Karlheinz (Hg.): Mensch und Maschine. Literarische Dokumente, Frankfurt a. M. [u.a.]: Diesterweg 1981 (= Texte und Materialien zum Literaturunterricht).

Karlheinz Daniels hat in seinem Buch eine Vielzahl literarischer Texte zusammengestellt, die sich mit Technik und technologischer Entwicklung auseinandersetzen. Er selbst beschreibt die verhandelte Thematik folgendermaßen: „Unsere Frage lautet, vereinfacht gesagt, wie sich die technische Entwicklung in der Literatur widerspiegelt, oder genauer gesagt, welches Bild der Technik durch die Literatur vermittelt wird.“ (Daniels 1981, S. 1) Zur thematischen Eingrenzung richtet Daniels den Fokus auf die Maschine als Mittelpunkt der Entwicklung und berücksichtigt dabei Texte der letzten zwei Jahrhunderte. Die Untersuchungsgegenstände sind dabei „als kontrastierende oder kommentierende Gegenüberstellung“ (ebd. S. 3) zu verstehen. Daniels verweist darauf, dass eine solche Anordnung auf eigenen Schwerpunkten basiert und daher durchaus kritisch diskutiert werden kann. Unabhängig von der Auswahl der Texte und dem Anordnungsprinzip verhandelt der Sekundärtext eine große Anzahl an Texten, die sich literarisch dem Themenkomplex Technik nähern. Auch wenn nicht explizit auf Künstliche Intelligenz verwiesen wird, lassen sich immer wieder deutliche Parallelen zu ihr (spätestens in einer Interpretation) feststellen.

Dietz, Peter: Menschengleiche Maschinen. Wahn und Wirklichkeit der künstlichen Intelligenz, Berlin: Bühler & Heckel 2003.

Die Monographie hebt sich von anderer Sekundärliteratur durch vielfältige Ansätze zur Beschäftigung mit Künstlichen Menschen in Bezug zur Künstlichen Intelligenz deutlich ab. Sie berührt philosophische Debatten um die Thematik und bezieht zugleich die literarischen Verarbeitungen mit ein. Zudem wird Kritik an Künstlicher Intelligenz aufgezeigt, indem geführte Debatten rekapituliert werden. Auch wird ein kleiner spekulativer Ausflug in die Zukunft gewagt. Neben dem Text Mythen und Automaten ist besonders Kapitel 11 (Die Grenzen des Erlaubten) einen Blick wert. Es setzt sich mit der „ethische(n) Dimension des Unterfangens, menschengleiche Maschinen bauen zu wollen“ (Dietz 2003, S. 231), auseinander. Hierfür betrachtet Dietz verschiedene ethische und philosophische Ideen, die sich z.B. mit den Aspekten der Ökonomie, Freiheit oder Verantwortung beschäftigen. Ganz gleich, ob man am Ende den Urteilen des Autors folgt, differenziert ist Dietz Ansicht zur Thematik allemal.

Drux, Rudolf:  Der literarische Maschinenmensch und seine technologische Antiquiertheit. Wechselbeziehungen zwischen Literatur- und Technikgeschichte, in: Dresdener Beiträge zur Geschichte der Technikwissenschaften 29 (2004), S. 3-19.

Drux zeichnet in seinem Beitrag die Geschichte des Künstlichen Menschen („Maschinenmensch“) innerhalb der Literatur in Verbindung zur Technikgeschichte nach. Beginnend bei Hephaistos, dem Gott der Schmiede aus der griechischen Mythologie, über die sich rasch entwickelnde Mechanik des 18. Jahrhunderts bis zu modernen Computern der Gegenwart. Als Resultat seiner Untersuchung konstatiert Drux: "Der Rückgriff auf antiquierte Technologie ist geradezu kennzeichnend für die literarischen Entwürfe künstlicher Menschen. Bei Ihrer Darstellung geht es ja weder um eine genaue Wiedergabe technischer Möglichkeiten zur Simulation von menschlichen Fähigkeiten oder Eigenschaften noch um eine sachgerechte Leistungsschau von Nutzmaschinen, sondern im Zentrum der poetischen Absicht steht die Menschenähnlichkeit (Androidizität), die – wie immer sie bewerkstelligt wird – auf die mit ihr konfrontierten Personen irritierend wirken soll." (Drux 2004, S. 10).

Drux, Rudolf: Künstlicher Mensch, In: Brittnacher, Hans Richard / May, Markus (Hg.): Phantastik. Ein interdisziplinäres Handbuch, Stuttgart / Weimar: J. B. Metzler 2013, S. 391-401.

Das Handbuch widmet sich der Phantastik und versucht eine Annäherung an die vielseitige Realisierung des Begriffs in Literatur, im Film oder auch der Musik zu schaffen. Im Bereich Themen und Motive verfasste Rudolf Drux den Aufsatz Künstlicher Mensch kompakt auf knapp zehn Seiten. Zudem gibt es von Hans Richard Brittnacher einen Beitrag zum Thema Puppen und einen Beitrag von Roland Innerhofer zur Science-Fiction. Insbesondere für einen knappen Einstieg eignen sich diese Texte hervorragend.

Drux, Rudolf: „Eine höchst vollkommende Maschine“. Von der poetischen Faszination einer mechanischen Ente im späten achtzehnten Jahrhundert, In: Freiburg, Rudolf [u.a] (Hg.): Zwischen Literatur und Naturwissenschaft. Debatten – Probleme – Visionen 1680 - 1820, Berlin / Boston: De Gruyter 2017, S. 105-118 (= Literatur- und Naturwissenschaften; 5).

Im 18. Jahrhundert beginnt der bekannte „Automatenbauer“ Jaques de Vaucanson eine selbstgebaute, mechanische Ente zu präsentieren. Um etwaigen Missverständnissen vorzubeugen, muss Folgendes geklärt werden: Die mechanische Ente zielt nicht darauf ab, lebensähnlich auszusehen, sondern sie soll lebensähnlich agieren. Sie ist in der Lage Nahrung aufzunehmen, zu trinken und sie kann sogar den Schwanz heben. Wohl kein anderer Automat verkörpert mehr den Zeitgeist der Mechanik im 18. Jahrhundert als die Ente von Jaques de Vaucanson, die bis heute eine nachhaltige Popularität genießt. Rudolf Drux nimmt das Beispiel der mechanischen Ente als Ausgangspunkt, um zu zeigen, wie Schriftsteller (zum Beispiel Hans Magnus Enzensberger in Mausoleum (1975)) aber auch Techniker auf den Automaten reagierten und in ihrer Fachdomäne verarbeiteten.

Esselborn, Hans: Die Erfindung der Zukunft in der Literatur. Vom technisch- utopischen Zukunftsroman zur deutschen Science Fiction. 2., verbesserte Auflage, Würzburg: Königshausen & Neumann 2019.

Die Erfindung der Zukunft in der Literatur. Vom technisch-utopischen Zukunftsroman zur deutschen Science Fiction von Hans Esselborn eignet sich sehr gut, um das breitangelegte Feld der Science-Fiction innerhalb der Literatur und seiner literarischen Gestaltung zu verorten. Das Werk sticht besonders hervor, da es sich in den ersten vier Kapiteln (1. Utopie, Futurologie und Science Fiction, 2. Konturen der Gattung, 3. Entstehung der Science Fiction, 4. Merkmale der Science Fiction) zunächst ausschließlich mit Grundlagen der Science Fiction beschäftigt. Erst nach diesem detaillierten Überblick widmet sich Esselborn ausgewählter Literatur, in der Science-Fiction auf vielfältige Art und Weise behandelt wird. Er setzt sich mit einer Vielzahl deutscher Texte aus BRD und DDR auseinander. Doch auch internationale Autor*innen der Science-Fiction, darunter Jules Vernes und Isaac Asimov, werden verhandelt.

Febel, Gisela / Cerstin Bauer-Funke (Hg.): Menschenkonstruktionen. Künstliche Menschen in Literatur, Film, Theater und Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts. Jahrbuch für Frauen- und Geschlechterforschung. Bd. 9, Göttingen: Wallstein 2004.

Der Sammelband widmet sich den vielfältigen „Menschenkonstruktionen“, die durch Literatur, Film, Theater und Kunst in den letzten zweihundert Jahre hervorgebracht wurden. Verstärkt richtet er seinen Fokus auf die Repräsentation der künstlichen Körper von Frauen und den damit anhaftenden Wahrnehmungen. Die Herausgeberinnen reihen sich mit ihrem Sammelband in das Forschungsfeld der künstlichen Menschen ein und erbringen durch die Vielseitigkeit der aufgenommenen Aufsätze eine gelungene Gesamt- und Überblicksdarstellung zur Thematik. In ihrem Verständnis ist eine Annäherung an „Menschenkonstruktionen“ nur dann gehaltvoll, wenn sie sich nicht nur einer „Disziplin“ näher und tiefgründiger widmet. Erst das Kollektiv aus „Literatur, Film, Theater und Kunst“ ermögliche eine Annäherung an die Thematik im Sinne einer nachhaltigen Reflexion. Daraus resultiert laut Febel die „Auseinandersetzung mit den gesellschaftlichen Utopien und den anthropologischen Bestimmungen, die den Menschen ausmachen, und mit den ethischen Fragen, die uns herausfordern“ (Febel / Funke 2004, S. 17).

Besonders geeignet ist der Aufsatz Von Cyborgs, Monstern und der Hochkonjunktur des Hybriden in der Theorie von Margot Brink. In ihrem Aufsatz fokussiert sie sich ausschließlich auf die Epoche der „Postmoderne“ und der in ihr bekannt gewordenen Theorien der „Cyborgs“. Laut Brink ist den von ihr ausgewählten Beiträgen (von Haraway, Latour, Hayles) „gemeinsam […], daß sie uns vorschlagen, die Welt als semiotisch-materiellen Raum anzusehen, der von kontextualisierten, hybriden, verkörperten, endlichen, widersprüchlichen, menschlichen und nicht-menschlichen Wesen gemeinsam bewohnt und gestaltet wird, und zwar mit allen unberechenbaren Umwegen und Abweichungen“ (Brink 2004, S. 202). Der Beitrag verdeutlicht verschiedene Theoriekonzepte und prüft sie auf ihre Realisierbarkeit, gerade im Kontext der Moderne.

Füllmann, Rolf. [u.a.] (Hg.): Der Mensch als Konstrukt. Festschrift für Rudolf Drux zum 60. Geburtstag, Bielefeld: Aisthesis-Verlag 2008.

Wie bereits der Untertitel verrät, widmet sich dieser Sammelband einem Forschungsschwerpunkt von Rudolf Drux: dem "künstlichen Menschen in all seinen Facetten, vor allem jedoch in der Literatur.“ (Füllmann et al. 2008, S. 11) Empfehlenswert ist der erste Teil des Sammelbandes (Maschinenmensch und Menschmaschine) und der darin aufgeführte Beitrag von Peter J. Brenner (Technokörper. Die Transformierung des Ichs im neuen Jahrtausend), der sich mit dem Verschmelzen von Mensch und Maschine beschäftigt.

Der Beitrag von Walter Hinck (Die Rückbildung des lebendigen Menschen zum Automatenhaften. Georg Heyms Gefangenen Gedicht) bietet ebenso einen interessanten und neuen Blick auf den Menschen als Konstrukt. Hinck versucht dabei anhand mehrerer Gedichte Georg Heyms die Verbindungen und Ähnlichkeiten des Menschen zum Automatenhaften, zur Maschine darzustellen.

Görz, Günther [u.a.]: Handbuch der Künstlichen Intelligenz. 5., überarb. und aktual. Auflage, München: Oldenbourg 2014.

Das Handbuch dient primär als Übersicht und Einstieg zum Thema ,Künstliche Intelligenz‘. Es ist auf eine Zielgruppe ausgerichtet, die sich vor allem im Bereich der Informatik ansiedelt. Besonders wird dies an der gewählten Fachsprache der Autor*innen deutlich, die nicht fachkundigen Leser*innen teilweise das Verständnis erschwert. Nichtsdestotrotz ist die Einleitung für einige Basisinformationen durchaus geeignet. Für einen thematischen Einstieg sollte sie in Betracht gezogen werden, da ,Künstliche Intelligenz‘ der Informatik entspringt und größtenteils dort im Kern verortet ist. Als breitangelegtes Übersichtswerk kann es bei fachlichen Fragen berücksichtigt werden.

Gunzenhäuser, Randi: Automaten – Roboter – Cyborgs. Körperkonzepte im Wandel, Trier: WVT 2006.

Die Arbeit Gunzenhäusers lässt sich sehr gut konsultieren, wenn sich den verschiedensten Körperkonzepten von Künstlichen Menschen genähert werden soll. Einen besonderen Fokus legt der Autor aber auch auf die Realisierungen Künstlicher Menschen im amerikanischen Raum. Jedoch muss darauf verwiesen werden, dass Gunzenhäusers Fokus auf der Nachzeichung der Entwicklung von Mensch und Maschine (und deren Verschmelzung) liegt. Dementsprechend lässt sich das Buch als Übersicht nutzen und dient womöglich nur als Einstieg in die Thematik.

Haagen, Christian: Verantwortung für Künstliche Intelligenz. Ethische Aspekte und zivilrechtliche Anforderungen bei der Herstellung von KI-Systemen, Baden-Baden: Nomos-Verlag 2021.

Diese aktuelle Dissertation zum Thema Künstliche Intelligenz beschäftigt sich sich mit ethischen und zivilrechtlichen Aspekten, die beim Entwickeln von KI-Systemen berücksichtigt werden müssen. Das Buch ist dahingehend von Relevanz, da es sich Künstlicher Intelligenz unter ethischen Gesichtspunkten nähert und eine durchaus kritische Perspektive einnimmt. Haagen gibt anfänglich einen Exkurs zu den Ursprüngen der KI und klärt wesentliche Begriffe. Sein Hauptaugenmerk (neben ethischen Aspekten) liegt auf rechtlichen Fragen zu Künstlicher Intelligenz.

Innerhofer, Roland: Deutsche Science-Fiction 1870-1914. Rekonstruktion und Analyse einer Gattung, Wien: Böhlau-Verlag 1996.

Diese Monographie beschäftigt sich nur in Ansätzen konkret mit Künstlicher Intelligenz, widmet sich allerdings grundlegend dem Verhältnis zwischen Mensch, Natur und Technik, wie es in der Science-Fiction Literatur des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jh. dargestellt wurde. So widmet sich Innerhofer zuerst der Gattung des (technischen) Abenteuerromans Jules Vernes und im Anschluss verschiedenen Aspekten der Science-Fiction wie Flugphantasien, Katastrophenbildern oder Kommunikationsmitteln. Hierfür wird ein sehr umfangreicher Textkorpus deutscher Science-Fiction-Literatur untersucht, der in einer übersichtlichen Bibliografie eine gute Anlaufstelle zur Suche nach Primärliteratur bietet.

Irsigler, Ingo / Orth, Dominik (Hg.): Roboter, Künstliche Intelligenz und Transhumanismus in Literatur, Film und anderen Medien, Heidelberg: Universitätsverlag Winter 2021 (= Wissenschaft und Kunst; 36).

Ingo Irsigler und Dominik Orth versammeln in diesem Band eine Vielzahl interessanter Aufsätze, welche sich vor allem mit dem zunehmenden Vorkommen von KI und künstlichen Menschen in zahlreichen Medienformen, u.a. Literatur, Film und Theater, aber auch in Comics und Computerspielen befassen. Dabei vollziehen die Autor*innen eine „kritisch-reflektiertende Auseinandersetzung mit Fiktionen, die auf Fortschritte und Entwicklungen in den Bereichen Technikforschung einerseits sowie Teilgebieten der Neurowissenschaften, die im Kontext der Informatik etwa an Robotik und Künstlicher Intelligenz arbeiten […].“ (Irsigler / Orth 2021, S. 11) . Der Sammelband zeigt eine reflexive Betrachtung Künstlicher Intelligenz, Transhumanismus, etc. und weist auf die gesellschaftliche Wirkung ebendieser Thematiken hin, die u.a. daraus besteht, Menschen mit anthropologischen und ethischen Fragen zu konfrontieren. Der Sammelband behandelt dafür sowohl historische als auch gegenwärtige Werke, die sich von Goethe bis zur Gegenwart erstrecken.

Empfehlenswert sind die Aufsätze Die Anthropologie der Goethezeit und ,Automaten‘: Ein diskursanalytischer Aufriss und eine exemplarische Analyse von E.T.A. Hoffmanns Die Automate (1814) von Stephan Brössel (Bereich Literatur), Ästhetische Selbstreflexion. Künstliche Intelligenz und Transhumanismus in deutschsprachigen Gegenwartsromanen von Ingo Irsigler (Bereich Literatur) und Ein Mensch ist eine Maschine ist ein Mensch. Gleichheit und Differenz in Fritz Langs Metroplis (Bereich Film).

Koebner, Thomas (Hg.): Filmgenres. Science Fiction. 2. Aufl., Stuttgart: Reclam 2012.

Koebners Sammelband widmet sich ausschließlich Science-Fiction Filmen. Übersichtsartig wird die Entwicklung der Science-Fiction dargestellt. Die behandelten Filme umfassen dabei das gesamte 20. und 21. Jahrhundert. Dabei werden u.a. auch die Filme Metroplis (1927), Frankenstein (1931), Der Blade Runner (1982) und Gattaca (1997) besprochen, die alle das Motiv des künstlichen Menschen verhandeln. Mit mehr als einhundert aufgeführten und beschriebenen Filmen dient der Sammelband durchaus als gelungene Übersicht für Science-Fiction-Filme. Der großen Anzahl an thematisierten Filmen ist aber geschuldet, dass die einzelnen Aufsätzen nicht allzu sehr ins Detail gehen.

Orland, Barbara (Hg.): Artifizielle Körper - Lebendige Technik. Technische Modellierungen des Körpers in historischer Perspektive, Zürich: Chronos 2005.

In diesem Sammelband zeichnen die Autor*innen nach, wie im Wandel der Zeit das technische Wissen und auch die technischen Vorstellungen und Fortschritte in Verbindung mit dem menschlichen Körper gesetzt wurden. Genauer gesagt wird die „Mensch-Maschinen-Metaphorologie“ anhand verschiedenster Beispiele untersucht und eingeordnet: „Das Herz als Pumpe, Knochen als Bauträger, die Verdauung als Dampfmaschine, Nerven als Telegrafendrähte, das Gehirn als Rechenmaschine – die Analogiesetzung von Mensch mit Maschine oder von Technik mit lebendigen Organismen hat seit dem Aufschwung der modernen Wissenschaften im 17. Jahrhundert Tradition […]. Dabei ist das Auffinden von Mensch-Maschine-Metaphern an sich noch wenig aussagekräftig.“ (Orland 2005, S. 14f) Für die Autor*innen ist es viel wichtiger, nach den „Ursprüngen solcher Metaphern“ (Orland 2005, S. 14f) zu suchen. Leider wird kein Zugang zum Thema des Projektes durch literarische und filmische Beispiele gegeben. Dennoch ist das Buch in der Bibliographie aufgeführt, um ein kurzes Panorama zur Technikgeschichte in unmittelbarer Beziehung zur Künstlichkeit des Menschen zu erhalten.

Parfen, Laszing (Hg.): Blade Runner, Matrix und Avatare. Psychoanalytische Betrachtung virtueller Wesen und Welten im Film, Berlin / Heidelberg: Springer 2013.

Der Sammelband stellt die Repräsentation des Menschen in vielfältigen Facetten im Medium Film vor. Allen voran steht die psychoanalytische Annäherung an den Menschen im Vordergrund. Des Weiteren stellt das Buch Funktionen des Menschen im Film dar und zeigt dabei Regelmäßigkeiten, aber auch Unterschiede (Laszig, 2013, S. 10). Zudem wird die gesonderte Rolle des Filmmediums und des Kinos in Bezug zum Menschen berücksichtigt: "Das Kinematografische und seine Wandlungen sind anthropologische Wirkkräfte. Um Mensch zu werden in einer Menschen-Gesellschaft, muss man die Fähigkeit besitzen, zu „kinematografisieren“ (man mag sich darüber streiten, ob diese Fähigkeit zur dritten Möglichkeit des Bildes zwischen Innen und Außen als angeborene entwickelt wurde oder doch als Etappe in einer Kulturgeschichte erschien). Wir leben also in gemeinsamen Kinematografisierungskulturen ebenso wie in gemeinsamen Sprach- und in gemeinsamen Bilderkulturen" (ebd. S. 8). Über das Medium Film wird sich der Thematik in diesem Sammelband genähert.

Sauer, Lieselotte: Marionetten, Maschinen, Automaten. Der künstliche Mensch in der deutschen und englischen Romantik, Bonn: Bouvier 1983 (= Abhandlungen zur Kunst-, Musik- und Literaturwissenschaft; 335).

Sauers Dissertation eignet sich sehr gut als gehaltvolle und detaillierte Überblicksdarstellung zum Thema der Künstlichen Menschen. Sie zeichnet in ihrer Arbeit zunächst die historische Entwicklung und die Ursprünge der Künstlichen Menschen nach. Andere Sekundärliteratur, die in dieser Bibliographie gelistet sind, zeigen häufig nur einen Ausschnitt der geschichtlichen Entwicklung (beispielsweise der griechischen Mythologie). Ebenso tätigt Sauer anhand der Thematik einen breitgefächerten und ausführlichen Exkurs in die Philosophie, bevor sie sich den Künstlichen Menschen innerhalb der englischen und deutschen Literatur der Romantik widmet. Dabei liegt ihr Fokus auf E.T.A. Hoffmann und auf Mary Shelleys Frankenstein.

Westermann, Bianca: Anthropomorphe Maschinen. Grenzgänge zwischen Biologie und Technik seit dem 18. Jahrhundert, München: Fink 2012.

Westermann bietet einen detaillierten Überblick über die Geschichte der Mensch-Maschine bzw. dem hybriden Konstrukt zwischen Mensch und Maschine. Sie klärt die Unterschiede zwischen Cyborgs und Robotern oder auch zwischen Automaten und Prothesenmenschen, indem sie die historischen Entstehungskontexte nachzeichnet und deutet. Besonders gelungen ist der Bezug der einzelnen historischen Entwicklungsstufen der Mensch-Maschine zur heutigen Moderne. Die Autorin sieht in der Entwicklung von Mensch und Maschine einen aus der Geschichte hervorgegangenen Prozess. Dementsprechend eignet sich die Monographie, um ein detailliertes Hintergrund- und Fachwissen zum Entstehungszeitraum der Künstlichen Menschen in der jeweiligen Literatur zu erhalten.

Wittig, Frank: Maschinenmenschen. Zur Geschichte eines literarischen Motivs im Kontext von Philosophie, Naturwissenschaft und Technik, Würzburg: Königshausen & Neumann 1997 (= Epistemata. Reihe Literaturwissenschaft; 212).

Wenngleich bereits etwas älter, liefert Wittig hier eine sehr umfassende Darstellung über die Entwicklung des Motivs des künstlichen Menschen im Kontext von Literatur, Naturwissenschaften und Philosophie. Er beginnt mit alten Schöpfungsideen und Ideen des Künstlichen Menschen in Antike und Mittelalter und betrachtet im Anschluss verschiedene theoretische Richtungen im Diskurs über die Zeit hinweg (z.B. Mechanizismus vs. Vitalismus) anhand einer Vielzahl zeitgenössischer Theoretiker (z.B. Descartes, Spinoza, Leibniz etc.). In diesem Zusammenhang werden Texte von E.T.A. Hoffmann, Samuel Butler, Roger Zelazny und William Gibson in einer detaillierten literaturwissenschaftlichen Analyse betrachtet.

Zimmermann, Martin: Technische Meisterkonstruktionen- dämonisches Zauberwerk. Der Automat in der mittelhochdeutschen Literatur. Eine Untersuchung zur Darstellung und Funktion von Automatenschilderungen in Erzähltexten des 12. bis 14. Jahrhunderts unter Berücksichtigung des kulturgeschichtlichen Hintergrunds, Berlin: Wiedler Buchverlag 2011.

Im Buch werden ausschließlich Texte der mittelalterlichen Literatur behandelt. Es untersucht, wie Automaten bereits im Mittelalter literarisch verarbeitet wurden und welche Vorstellungen (vor allem welche technischen Vorstellungen) zu ihnen in dieser Zeit existierten. Die Betrachtung mittelalterlicher Texte unterscheidet Zimmermanns Text von herkömmlichen Betrachtungen zum Thema der Automaten in der Literatur. Besonders interessant ist der Exkurs zur Geschichte der Automaten bzw. der kulturgeschichtliche Hintergrund. Zimmermanns Monografie sollte auf jeden Fall bei einer näheren Betrachtung literarischer Automaten herangezogen werden, denn es erweitert durch seine Thematisierung des Mittelalters den Radius an Literatur auf gewinnbringende Art und Weise.