Joseph-Breitbach-Poetik-Dozentur 2023 geht an David Gieselmann
Zum besonderen Markenzeichen der Theatertexte von David Gieselmann gehören sprachlich ausgefeilte Dialoge und feiner mehrdimensionaler Wortwitz, der sich jedoch nie zu schade ist, auf scharfe Ironie und Satire zu verzichten. Dies alles verbindet sich stets in einer Art und Weise, die die Spiellaune von Schauspielerinnen und Schauspielern mühelos entfacht und so die besten Voraussetzungen für mitreißende Theaterabende schafft.
Gefördert wird die Poetik-Dozentur vom Ministerium für Familie, Frauen, Kultur und Integration des Landes Rheinland-Pfalz, dem Freundeskreis der Universität Koblenz-Landau, der Stiftung Universität Koblenz, der Koblenzer Kultur Stiftung und dem Theater Koblenz. Die Organisation der Joseph-Breitbach-Poetik-Dozentur in gemeinsamer Trägerschaft von Stadt und Universität Koblenz liegt bei der Koblenzer Dezernentin für Bildung und Kultur PD Dr. Margit Theis-Scholz, dem Professor für Neuere deutsche Literatur an der Universität Koblenz, Stefan Neuhaus, und Markus Dietze, Intendant des Theaters Koblenz; sie wird vom Theater Koblenz ermöglicht.
„Wir freuen uns sehr, dass es mit der in Koblenz geschaffenen, jährlich neu vergebenen Poetikdozentur gelingt, das vielseitige Koblenzer Literaturprogramm kulturell um ein bedeutsames und inspirierendes Element zu erweitern und erfolgreiche Autorinnen und Autoren auch auf diesem Wege dem Publikum näher bringen zu können", kommentieren Dietze, Neuhaus und Theis-Scholz die Ankündigung.
Veranstaltungen stehen unter dem Titel „Kurvendiskussionen“
David Gieselmann hat den insgesamt vier Veranstaltungen im Rahmen seiner Poetik-Dozentur unter dem Titel „Kurvendiskussionen“ die Frage „Wodurch sind Dialoge komisch?“ vorangestellt. „Die klassische Lehre des Witzes ist, dass die Pointe aus einer überraschenden Wende bestehen muss, dass der Witz eine Kurve nimmt, aus der Dialektik erwächst. Der Dialog ist an sich schon dialektisch und muss daher keine Kurve nehmen, um komisch sein zu können. Aber woraus erwächst Komik im Dialog dann?“, erklärt Geiselmann.
Die Auftaktveranstaltung in der Universität Koblenz (D-Gebäude, Raum D239) am 25.10.2023 um 18:00 Uhr trägt den Titel „Was kann man aus klassischen TV-Sitcoms für das Theater-Schreiben lernen?“ und widmet sich der grundsätzlichen Inspiration für Theaterkomödie anhand der ausführlichen Auseinandersetzung mit einer Folge der in den 1990ern entstandenen Serie „Mad About You“, in der „alles, was man theoretisch über Komik sagen kann, in den 22 Minuten der Sitcom in die Praxis umgesetzt wurde“.
Am 08.11.2023 um 18:00 Uhr folgt dann in der Stadtbibliothek Koblenz ein Gesprächsabend über die Situation der Komödie in der deutschsprachigen Theaterlandschaft mit dem Titel „„Die Figuren haben das Stück nicht gelesen“.
Am 10.11.2023 um 20:00 Uhr gibt es im Theater Koblenz schließlich eine Lesung von David Gieselmanns Komödie „Die Tauben“ mit Schauspielerinnen und Schauspielern des Koblenzer Ensembles. Hier wird der Autor unter der Überschrift „Regeln merken, um sie zu vergessen“ das in den vorangegangenen Veranstaltungen Gesagte gewissermaßen einem Praxistest am eigenen Werk zu unterziehen.
Mit „Falscher Hase“ steht ein Werk des Preisträgers auch auf dem Spielplan 2023/2024 des Theaters Koblenz. Deshalb ist es nur folgerichtig, dass ein Publikumsgespräch zu dieser Produktion am Donnerstag, 22.02.2024 um 20:00 Uhr den Abschluss der Poetikdozentur 2023 bilden wird.
Über David Gieselmann
David Gieselmann kann als einer der erfolgreichsten deutschen Theaterautoren auf dem Gebiet der zeitgenössischen Komödie gelten. In seinen bisher über 20 veröffentlichten Theaterstücken beweist Gieselmann stets aufs Neue, dass sich tagesaktuelle gesellschaftliche Relevanz der auf der Bühne verhandelten Themen und unterhaltsame Komik in geschliffenen Dialogen nicht ausschließen, sondern sich gegenseitig zu beflügeln vermögen.
David Gieselmann wurde 1972 in Köln geboren und ist in Darmstadt aufgewachsen. Er studierte von 1994 bis 1998 Szenisches Schreiben an der Hochschule der Künste Berlin. Seine Komödie „Herr Kolpert“ wurde in über 20 Sprachen übersetzt. Zuletzt schrieb Gieselmann eine Farce über den Wirecard-Skandal für das Staatstheater Mainz („Villa Alfons“). Er arbeitet derzeit in Wiesbaden („Das Ministerium“) und am Theater Bielefeld, mit dem ihn eine langjährige Zusammenarbeit verbindet, an einem "Zeitstück ohne Regie" („en woke“). David Gieselmann lebt mit Familie in Hamburg.
(Foto: David Gieselmann)