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ProtectFish
Protecting threatened river fish against predationProjekthomepage der Arbeitsgruppe Fließgewässerökologie Universität Koblenz -
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Aufgrund menschlicher Aktivität und des Klimawandels sind Süßwasserökosysteme stark beeinträchtigt. Derzeit sind mindestens 39 % der europäischen Süßwasserfische gefährdet. Viele Flussfischarten befinden sich in einem sehr schlechten Erhaltungszustand. Selbst diejenigen, die z. B. durch die Habitat-Richtlinie geschützt sind, werden nicht regelmäßig überwacht, und es fehlt oft eine Dokumentation der Bestandsentwicklung und des Zustands. So gehen auch die Bestände der einst in Rheinland-Pfalz weit verbreiteten Europäischen Äsche (Thymallus thymallus) seit Mitte der 1980er Jahre stark zurück. Heute ist die Äsche, namensgebend für die "Äschenregion", als stark gefährdet gelistet. Der in letzter Zeit stark gestiegene Prädationsdruck hat den Druck auf die Flussfische weiter erhöht, selbst in gesunden, wiederhergestellten oder wenig beeinträchtigten Gebieten. In der EU könnte Prädation der Hauptgrund für den weit verbreiteten Verlust von Populationen der Äsche sein. Die Konflikte zwischen Fischschutz und Prädation sind in den meisten Mitgliedstaaten seit Jahrzehnten trotz Schutzmaßnahmen, einschließlich der Ausnahmeregelungen (Artikel 9 der Vogelschutzrichtlinie), intensiv.
ProtectFish hat sich zum Ziel gesetzt, das Monitoring und die Schutzmaßnahmen für die in der Habitat-Richtlinie aufgeführten Flussfischarten zu untersuchen. Am Beispiel von Kormoranen (Phalocorax carbo sinensis) und Äschen werden Schutzmaßnahmen entwickelt und getestet. In kleinen und großen Feldexperimenten soll gemessen werden, wie sich die Verringerung des Kormoran-Prädationsdrucks auf die Fischpopulationen auswirkt. Außerdem wird der aktuelle Populationsstatus von Kormoranen und Äschen in der EU abgeschätzt. Die Ergebnisse von ProtectFish werden direkt zur Umsetzung der EU-Biodiversitätsstrategie, von Natura 2000 und der Wasserrahmenrichtlinie sowie zu einem verbesserten Management beitragen.
Hintergrund
Aufgrund verschiedener anthropogener Einflüsse verzeichnen Süßgewässerökosysteme einen Biodiversitätsrückgang. Die Bestände der einst in Rheinland-Pfalz weit verbreiteten Europäischen Äsche gehen seit Mitte der 1980er Jahre stark zurück. Heute ist die Äsche (Thymallus thymallus) - namensgebend für die Äschenregion - als stark gefährdet gelistet. Gleichzeitig sind die Bestandsdichten des Kormorans in Europa stark angestiegen. Der Kormoran befindet sich inzwischen in einem guten Erhaltungszustand und kann die Fischbestände von kleineren Fließgewässern stark beeinflussen.
Im EU-geförderten Projekt ProtectFish untersuchen wir den Einfluss von Prädation durch Kormorane auf Äschenbestände. Es sollen mögliche Schutzmaßnahmen entwickelt und getestet werden. Außerdem wird der aktuelle Populationsstatus von Kormoranen und Äschen in der EU abgeschätzt. Hierfür arbeiten wir eng zusammen mit verschiedenen Europäischen Partnern.

Bild: Stefan Tannenberg
Bedeutung der Kormoranprädation für die Bestandsentwicklung von Fischen
Im Projekt wird unter anderem untersucht, ob sich eine Reduktion des Kormoranprädationsdrucks positiv auf die Bestände der Europäischen Äsche auswirkt, oder ob andere Faktoren wie zum Beispiel eine reduzierte Habitatqualität oder Habitatverfügbarkeit die Bestände limitiert. In einem Experiment an 5 Fließgewässerstrecken soll analysiert werden ob ein Übernetzen von vulnerablen Fischhabitaten zu einem Anstieg der Fischbestände führt. Geplant sind im Rahmen des Projektes dazu experimentelle Übernetzungen in 5 Gewässern, regelmäßige Elektrobefischungen dieser Strecken und unübernetzter Referenzstrecken zur Fischbestandskontrolle sowie eine Abschätzung des Kormoranprädationsdrucks.
Methodentest: Übernetzung des Altarms Stein-Wingert (Nister)
Großskalige Studien an der Nister zeigten die Bedeutung der Nase für die Qualität der Mittelgebirgsflüsse. Zum Schutz der Nasenbestände an der Nister wird im Herbst/Winter 2024 einen Versuchsaufbau getestet, der den Einflug des Kormorans verringern soll. Dazu wird die Nister auf einer Strecke von etwa 600 m Strecke mit dünnen Seilen überspannt.
Außerdem wird der Altarm Stein-Wingert, in den sich die Nasen im Winter zurückziehen, mit einem grobmaschigen Netz überspannt. Damit soll das Winterquartier der Nasen vor Kormoranfraß geschützt werden. Wildkameras werden installiert, um eine Abschätzung des Prädationsdrucks zu erhalten. In einer Fallstudie wird das Material der Kameras analysiert und mit Daten verglichen, die im Rahmen vorheriger Projekte gesammelt wurden. Anhand der Daten wird der Erfolg der Benetzung bewertet und es werden Maßnahmen für das weitere Management diskutiert.

Aufbau des Netzes (Bild: Stefan Tannenberg).

Versuchsaufbau im Winterquartier der Nasen.


Drohnenaufnahme der zu überspannenden Gewässerstrecke (Bild: Stefan Tannenberg).

Aktivität am Altarm - Bilderauswahl von den Wildkameras
Silberreiher im Flug
Eine dünne Eisschicht auf dem Altarm

Eisvogel fliegt in den Altarm

Eisvogel sitzend auf dem Netz
Aktuelles
"Wie ein Netz die Fische in der Nister schützen soll" - Artikel in der Westerwälder Zeitung - 21.11.2024.
"Netz über Nister soll Fische vor Räubern schützen" - Beitrag SWR Landesschau - 29.11.2024.
"Kormorane im Winter – flexible Anpassungskünstler am Gewässer" - Beitrag auf der Homepage der Universität Koblenz - 18.12.2024.
"Wetterreportage - Vögel, die Fische fressen" - Beitrag SWR Aktuell - 06.01.2025.
Förderungen & Partnerschaften
Partnerschaften
Dirk Hübner, Roman Fricke - Büro für fisch- und gewässer-ökologische Studien, Marburg

Gefördert von
EU (HORIZON-RIA)
Kontakt
Das ProtectFish-Projekt wird vom Forschungs- und Innovationsprogramm "Horizon Europe" der Europäischen Union finanziert (grant agreement Nr. 101134976). Projektlaufzeit 1. Juni 2024 - 31. Mai 2028.