Bachmuschelschutz und Zucht Rheinland-Pfalz

Bachmuschelschutz und Zucht Rheinland-Pfalz

Süßwassermuscheln gehören weltweit zu den am stärksten bedrohten Arten. Insbesondere Bestände, der in Europa ursprünglich weit verbreiteten, Bachmuschel (Unio crassus) ist mittlerweile so drastisch zurückgegangen, dass die Art auf der IUCN Roten Liste als gefährdet gelistet ist. In einigen Europäischen Ländern, darunter Deutschland, gilt die Art als stark bedroht und in Rheinland-Pfalz wird die Bachmuschel als vom Aussterben bedroht eingestuft. Die Bachmuschel ist daher, wie auch einige andere Süßwassermuscheln der Gattung Unio, streng geschützt (BNatschG, FFH-Richtlinie, Rote Liste).

Gesunde Muschelbestände in Flüssen erbringen jedoch wichtige Ökosystemdienstleistungen indem sie beispielsweise große Mengen partikulären Materials aus dem Wasser filtrieren und die Gewässersedimente auflockern und sind somit außerordentlich wichtig für den Schutz aquatischer Biodiversität. Daher ist es ein langfristiges Ziel in geeigneten Gewässern in Rheinland-Pfalz wieder selbsterhaltende Bachmuschelbestände aufzubauen. Um dieses ehrgeizige Ziel erreichen zu können sind neben einem gezielten Monitoring der Bestände von Bachmuscheln und deren Wirtsfischen insbesondere Kenntnisse über die Habitatansprüche der Art essentiell.

Bachmuscheln auf Substrat

Bisher wurden Habitatansprüche von Bachmuscheln meist von der verwandten Flussperlmuschel (Margaritifera margaritifera) abgeleitet, jedoch weisen erste Untersuchungen zu Ansprüchen von Bachmuscheln darauf hin, dass die Ansprüche der beiden Arten nicht deckungsgleich sind. Daher ist eine Ableitung von Ansprüchen der Bachmuscheln von denen der Flussperlmuschel nicht zielführend und es besteht dringender Forschungsbedarf. Um Kenntnisse bzgl. der Habitatansprüche von Bachmuscheln zu verbessern wird daher in diesem Projekt untersucht welche Faktoren die Bestandsdichten und Populationsstruktur von Bachmuschelpopulationen entscheidend beeinflussen. Aufgrund der Projektdauer werden dazu hier nicht Bestands- und Habitatentwicklungen einzelner Bachmuschelvorkommen analysiert, sondern zunächst die Bestandssituation und Habitateigenschaften in verschiedenen Gewässern bzw. Gewässerabschnitten durch ein entsprechendes Monitoring erfasst und miteinander verglichen.

Nach derzeitigem Kenntnisstand ist auch davon auszugehen, dass eine längerfristige ergänzende Nachzucht von Bachmuscheln und deren Wiederansiedlung für eine nachhaltige Förderung bestehender Restpopulationen, wie sie beispielsweise an der Nister existieren, notwendig. In diesem Projekt wird daher eine auf aktuellen wissenschaftlichen Kenntnissen basierende Erhaltungszucht an der Nister etabliert. Um die Erhaltungszucht auf wissenschaftlicher Basis weiter zu optimieren werden Untersuchungen zu den Ansprüchen juveniler Bachmuscheln an die Sedimentqualität und Nahrung in der Erhaltungszucht und in ergänzenden Experimenten durchgeführt. Desweiteren wird das Potential verschiedener Gewässerabschnitte für eine Wiederansiedlung von Bachmuscheln analysiert.

Kooperationspartner

Leiter Fachgebiet Gewässerökologie in der LandschaftsplanungUniversität Kassel
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