Promotionsvorhaben
Effectuation oder Causation? Der Einfluss der Persönlichkeit unerfahrener Entrepreneure.
Name
Sebastian Eberz
Status
Abgeschlossen
Abschluss der Promotion
Erstbetreuer*in
Prof. Dr. Harald von Korflesch
Gutachter*in 2
JProf. Dr. Mario Schaarschmidt
Effectuation und Causation repräsentieren zwei Ansätze aus der Entrepreneurship-Forschung, die die Entstehung von Unternehmen zu erklären versuchen. Während der Causation-Ansatz ein zielorientiertes, analytisches und planerisches Vorgehen von Gründern (Entrepreneuren) in einer stabilen und beständigen Umgebung beschreibt, betrachtet der Effectuation-Ansatz die Gründungsumgebung als eher unsicher und dynamisch. Nach diesem Ansatz stellt eine experimentelle, flexible, Verlust-fokussierende und kooperative Vorgehensweise in einer solchen Umgebung eine adäquate Möglichkeit des Umgangs mit genannter Unsicherheit dar.
Nach der Effectuation-Theorie folgen insbesondere erfahrene Entrepreneure einer effektuativen Vorgehensweise. Eine (unbewusste) Anwendung von Effectuation durch weitere Personengruppen, so auch unerfahrene Entrepreneure im Sinne von potentiellen Gründern ohne Gründungsexpertise, wird jedoch nicht ausgeschlossen. Da die Unsicherheit der Umgebung für ein effektuatives und kausales Verhalten relevant ist und auch Persönlichkeitseigenschaften als Verhaltenstreiber fungieren können, stellt sich die Frage, in wie weit unerfahrene Entrepreneure ein unterschiedlich effektuatives und kausales Verhalten in Abhängigkeit von der Umgebungsunsicherheit zeigen und dabei von ihrer Persönlichkeit beeinflusst werden.
Bislang sind keine Studien bekannt, die sich dieser Frage annahmen. Die vorliegende Arbeit leistet hier einen methodischen Beitrag, indem sie mit der Entwicklung von FSim als interaktiven Simulationsansatz ein Vehikel bereitstellt, das effektuatives und kausales Verhalten zulässt und durch aufgezeichnete Daten aus der Simulation und einer anschließenden Befragung erfassbar macht. Unter Verwendung dieses Vehikels wurde ein Laborexperiment mit unerfahrenen Entrepreneuren durchgeführt. Dabei wurde die Umgebungsunsicherheit dichotom manipuliert, indem jede Instanz von FSim zufällig auf eine starke oder schwache Umgebungsunsicherheit hin parametrisiert wurde. Auf Basis der aus diesem Experiment gewonnenen Befragungs- und Simulationsdaten wurden Verhaltensunterschiede und umgebungsabhängige Einflüsse insbesondere der Big Five Persönlichkeitseigenschaften ermittelt.
Im Ergebnis wurde festgestellt, dass unerfahrene Entrepreneure die Adäquanz einer kausalen Vorgehensweise in einer schwach unsicheren Umgebung erkennen und dort in einem vermehrt kausalen Verhalten zeigen. Das in einer stark unsicheren Umgebung hingegen vermindert gezeigte, kausale Verhalten wird, entsprechend dem Ansatz der Situationsstärke, von der Persönlichkeit getrieben. Aufgrund des in einer stark unsicheren Umgebung jedoch nicht vermehrt gezeigten, effektuativen Verhaltens sehen unerfahrene Entrepreneure eine effektuative Vorgehensweise, konform zur Theorie, nicht als bewusste Möglichkeit des Umgangs mit starker Unsicherheit, sondern in Teilen eher als Ergänzung zu einem kausalen Vorgehen in einer schwach unsicheren Umgebung. Hierauf deutet das in einer schwach unsicheren Umgebung vermehrt gezeigte, Verlust-fokussierende und flexible Verhalten hin, das in einer stark unsicheren Umgebung von der Persönlichkeit getrieben wird.