DFG-Projekt “Darstellung und Rezeption klassischer Musik bei YouTube: Aufführungs- und Lebenspraxen im digitalen Zeitalter“

"The Presentation and Reception of Classical Music on YouTube: Performance and Life Practices in the Digital Age“ (working title)

Berichte über das DFG-Projekt:

In: das Orchester (10/2021), S. 47-49 (Ute Grundmann).

In: Musikjournal / Deutschlandfunk (Dagmar Penzlien), Link.


Aktuelle Termine:

Vortrag Prof. Dr. Corinna Herr: Klassische Musik bei YouTube. Lebens- und Aufführungspraxen in der digitalen Ära“, Vortrag in der Interdisziplinären Ringvorlesung „Beruf und Karriere“ der Hochschule für Musik Karlsruhe, 01.07.2024.

Vortrag Prof. Dr. Corinna Herr: „Musikalische Interpretation im digitalen Raum: Klassische Musik bei YouTube“, Vortrag in der Reihe „Musikalische Interpretation“ des Staatl. Instituts für Musikforschung (SIM-PK) Berlin, 05.12.2024.


Tagung "Rollen und Funktionen von Musik in der digitalen Ära" (9.-11. Juni 2022)


Vergangene Termine:

Vortrag Prof. Dr. Corinna Herr am 17. Mai 2023 an der Phillips-Universität Marburg: "Klassische Musik bei YouTube: Aufführungs- und Lebenspraxen im digitalen Zeitalter".

Vortrag Prof. Dr. Corinna Herr am 01.02.2023 an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz: "Aufführungs- und Lebenspraxen klassischer Musik in digitalen Umgebungen: Probleme und Möglichkeiten"

Think Tank an der Universität Koblenz-Landau 29. Mai 2021; Organisation und Referentinnen: Corinna Herr und Melissa Korbmacher

Gespräch mit Katerina Chatzinikolau und Roman Kim zum Thema "Selbst-Darstellung und Selbst-Vermarktung auf YouTube" und Diskussion

Workshop an der Robert Schumann-Hochschule Düsseldorf Mai 2020: "Auftritte Online: Herausforderungen und Möglichkeiten" (Corinna Herr)

Think Tank an der Robert Schumann Hochschule Düsseldorf 14. Februar 2020; Organisation und Referentinnen: Corinna Herr und Brigitte Schumacher


Vorträge und Veröffentlichungen zum Projekt:

Corinna Herr, Carsten Wernicke: „’Aber viel WICHTIGER, ich hoffe, nicht.‘ Funktion und Relevanz beruflicher Nutzung von digitalen Plattformen durch fortgeschrittenen Musikstudierende“. In: Die Musikforschung, Heft 2 (2024), i.Dr.

Corinna Herr: „Classical musicians on YouTube: performance practices in the digital age“. In: David Hurwitz, Pedro Ordóñez Eslava (Hg.): Music in the Disruptive Era. Turnhout (Brepols) 2022 (Music, Science & Technology, ed. by Massimilaino Sala, 4), S. 44–62.

(Corinna Herr.) „Voices in a Digital World: the Castrato on YouTube“, Vortrag im Rahmen der International Conference “Castrato Singers in Opera: The Current State of Research” (Org. Prof. Dr. Arnold Jacobshagen, Köln, Dott. Valentina Anzani, Bologna), Villa Vigoni, Loreno di Menaggio, 21.-24. Oktober 2021.

Corinna Herr: "'Pop-Appeal' oder mehr? Klassische Musik bei YouTube". In: Musiktheorie (Popularisierung klassischer Musik, hg. v. Gregor Herzfeld), Heft 4 (2018), S. 319-331.


Zum Projekt:

Die digitalen Medien sind für den professionellen Musikbereich unabdingliches Produktionsmittel und gleichzeitig unverzichtbares (Selbst-)Präsentations- und Werbemedium. In der hier projektierten Studie werden die komplexe Beziehungsgeflechte von Darstellung und Rezeption klassischer Interpret*innen im digitalen Zeitalter exemplarisch am Videoportal YouTube und am Fallbeispiel professioneller, solistischer Interpret*innen klassischer Musik analysiert. Hierbei werden sowohl von Musiker*innen und anderen privaten Nutzer*innen auf YouTube eingestellte Videos als auch Videos, die von großen Musiklabels (fallbeispielartig: Deutsche Grammophon und Warner Classics) auf deren YouTube-Kanälen präsentiert werden, im Blick auf Präsentation und Rezeption untersucht. Die Analyse ergibt eine Vielfalt von Präsentationsvarianten im digitalen Raum, die auf neue Formen von Aufführungspraxen deuten. Es finden sich Werbetrailer für CD-Produktionen, aber auch Abfilmungen von Probenaufnahmen bzw. Aufnahmeprozessen. In (semi-)narrativen Videos werden die Interpret*innen zu ‚Filmstars’, die zum Klang der eigenen musikalischen Interpretation agieren. Diese Praxis ist weit von der Bühnenaufführung und auch vom üblichen Opernfilm entfernt. Die bei YouTube übliche Kommunikationssituation, die von jedem/r Nutzer*in mit eigenem Kanal Kommentare sowie das Anklicken von „like“- und „dislike“-Symbolen zulässt, spiegelt nicht nur eine relativ ‚ungefilterte’ Rezeption der Angebote, sondern sie enthüllt durch diesen ‚user generated content’ auch Lebenswelten der Rezipient*innen klassischer Musik im digitalen Zeitalter. Es geht also um den musiksoziologischen Zugriff auf Musikpraxis und -rezeption sowie um die anthropologisch relevante Selbst- und Identitätsbildung, die hier im Blick auf die sie umgebenden und in sie eingreifenden Bedingungen der digitalen Kultur untersucht wird. Eine der Hypothesen des Projekts betrifft eine Erweiterung der performativen Ästhetik der entstehenden Videoclips durch im Kommunikationssystem von YouTube erst entstehende Eigenschaften. Das Erkenntnispotenzial der musikwissenschaftlichen Untersuchung umfasst grundlegende Einsichten in die soziopolitische Problematik von ‚virtuellen’ Lebens- und Berufswelten im Kontext der sich neu formierenden Disziplinen Digital Sociology und Virtual Anthropology bzw. Ethnography.

For professional musicians digital media are indispensable tools of production but at the same time essential means of self-presentation and promotion. This project looks at the complex relationships concerning classical musicians’ self-presentations in the digital age. The case studies consist of professional classical soloists presenting themselves on YouTube their (divergent) approaches to a visualization as well as the video’s reception. Videos uploaded by musicians and other private users as well as those videos presented through the YouTube channels of big labels (case studies: Deutsche Grammophon and Warner Classics) are being examined in view of their presentation and their reception. The videos show a wide range of forms implying new performance practices for the digital environment. We find trailer for new cd-productions as well as filmed practices and recording sessions. In (semi-)narrative videos interpreters become ‚filmstars’, acting to the sound of their own music. This practice is as different from stage performances as from an usual opera film. YouTube’s communications affordances include comments (if not deactivated) as well as the click on „like“ and „dislike“ buttons. This user generated content allows a view into a relatively unfiltered reception as well as glimpses into the everyday life of classical music listeners and viewers in the digital age. The sociological focus is on praxeology and its reception as well as on the anthropologically relevant formation of the artistic self and identity in the digital culture. One of the project’s hypothesis states that the performative aesthetics of the resulting music videos is enhanced by emerging features in YouTube’s communications systems. In consequence of the analyses new insights regarding the ‘concerts of the future’ may reasonably be expected. The potential of this musicological research extends to insights into the sociopolitical area of living and working in virtual environments in the emerging field of Digital Sociology and Digital Anthropology.

Projektleitung: Prof. Dr. Corinna Herr

Projektmitarbeiter: Carsten Wernicke

Studentische Hilfskraft: Simon Seibeld