01. Stellungnahme Agostea
Liebe Studis*,
der AStA hat beschlossen die Zusammenarbeit mit dem Agostea zu beenden und Stellung zu den Sexismusvorwürfen zu beziehen, die bereits seit einer Weile im Raum stehen. Wir möchten uns aufrichtig bei euch entschuldigen. Es war ein Fehler, dass wir nicht schon früher über die Kooperation mit dem Agostea im Zusammenhang mit unserer Präambel nachgedacht haben und wir möchten euch hier näher erläutern, warum wir diese Entscheidung nun getroffen haben.
Wie einigen sicherlich bekannt ist, glänzte das Agostea bereits in der Vergangenheit durch vermehrt sexistische Werbung, durch starke Sexualisierung von Frauen und durch starkes Selektieren beim Einlass. Innerhalb der studentischen Selbstverwaltung etablierte sich die Haltung, dass man lediglich zwei Mal im Jahr ins Agostea gehen könne, während der Orientierungsphasen. Bereits an dieser Stelle hätten wir feststellen müssen, dass Handlungsbedarf besteht.
Wir kannten die Kritik am Agostea und diverse Vorwürfe, die in der Vergangenheit immer wieder öffentlich gemacht wurden. Jedoch haben wir uns dafür entschieden die Erstsemester-Partys trotzdem weiterhin im Agostea zu veranstalten, da diese zwei Abende aus unserer Sicht Spaß gemacht haben, da wir von diesen Abenden selten Kritik gehört haben und nicht zuletzt auch, weil es für uns verwaltungstechnisch weniger Aufwand war als manch andere Lösungen. Historisch wurde die Party im Agostea in jedes neue Semester mitgenommen und die vor Jahren getroffene Entscheidung, die Partys im Agostea zu veranstalten, wurde, obwohl dies notwendig gewesen wäre, nicht weiter hinterfragt.
Bereits im Sommer wurde das Thema in den Medien aufgegriffen, als das Agostea mit Freiverzehr für „Mädels“ in Miniröcken, Hotpants und High-Heels warb. Die einzige Reaktion des Betreibers auf die öffentliche Kritik war eine Ausweitung des Angebotes auf „Jungs“, so berichtet Katrin Steinert am 08. Juli 2022 in der Rheinzeitung. Der Betriebsleiter des Agostea äußerte der Rheinzeitung gegenüber, dass sie sich nicht mit Sexismusvorwürfen konfrontiert sehen würden.
Und auch innerhalb der Hochschulpolitik wurde das Thema immer wieder aufgegriffen, doch nie wirklich angegangen.
Als auf dem Facebook Account des Agostea dann kürzlich ein besonders grenzwertiger Post veröffentlich wurde, haben wir uns entschieden zu handeln. Dieser Post fordert zum Fremdgehen auf, bewirbt Freigetränke bei möglichst freizügiger Kleidung und verspricht eine Flasche Sekt, wenn Frauen ihre BHs beim DJ abgeben. Zu diesem Post schrieb Doris Schneider am 04. November einen Artikel in der Rheinzeitung. Hier äußert sich der Agostea-Betriebsleiter: „Ich verstehe beim besten Willen nicht, warum eine renommierte Tageszeitung auf die Posts ‚einer Handvoll‘ Menschen reagiert. (…) Keine einzige Frau wäre so dumm und zeigt dem DJ oder sonst jemandem von uns ihre Brüste. Dies würden wir auch keinesfalls unterstützen, hier geht es lediglich um einen Witz zu einem Lied.“ Die fehlende Einsicht von Seiten des Agostea und der Umgang mit den Vorwürfen hat unsere Entscheidung maßgeblich beeinflusst.
Wenn man einen näheren Blick auf die Social-Media-Kanäle des Agostea wirft, dann finden sich diverse sexistische Postings und weitere kritisch zu betrachtende Aussagen. Diese Posts sind bis zu diesem Zeitpunkt online zu finden.
Uns ist bewusst, dass wir eine Verantwortung für unsere Erstis haben und wir wollen diesen natürlich ihre Studienstadt Koblenz und das Nachtleben hier vorstellen. Und zu diesem Nachtleben sollte unserer Meinung nach kein Sexismus gehören. Auch sehen wir, dass wir durch unser Handeln teilweise minderjährigen Studierenden das Agostea in ihrer Orientierungsphase als sicheren Ort zum Feiern vorgestellt haben. Und das war falsch.
Wir haben also auf einer unserer letzten Sitzungen beschlossen, uns klar gegen diese Aussagen und den Umgang des Agostea mit diesen zu positionieren. Wir stehen als AStA nicht hinter diesen Aussagen und verurteilen Sexismus, Rassismus und Diskriminierung jeglicher Art! Wir beenden hiermit unsere Zusammenarbeit mit dem Agostea und werden in Zukunft unsere Partys an anderer Stelle veranstalten.
Verantwortlich: AStA intersektionaler Feminismus (astainfem@uni-koblenz.de)