01. Probleme der Uni-Trennung - eine kurze Einführung
An der Universität Koblenz-Landau regen sich im Moment immer mehr Stimmen, die Nachbesserungen innerhalb der Hochschulstrukturreform fordern. Am 12. Februar 2019 hat der Ministerrat von Rheinland-Pfalz beschlossen die Universität Koblenz-Landau zu trennen. Während der von Koblenz 180 km entfernte Campus Landau mit der TU Kaiserslautern fusionieren soll, wird der Campus Koblenz am 1.1.2023 eine eigenständige Uni. Ziel für Koblenz ist es, Verbindungen in die Region zu intensivieren und mit seinem hohen Lehramtsanteil dazu beizutragen, das Rheinland-Pfalz von morgen auszubilden. Diese Entscheidung kommt nicht von ungefähr. Grundlage für diese größere Umstrukturierung der Hochschullandschaft von Rheinland-Pfalz ist ein Bericht einer Expertenkomission, die im April 2017 im Auftrag des Ministeriums für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur (MWWK) erstmals zusammen kam und Empfehlungen aussprach, wie Potenziale ausgeschöpft, regionale und internationale Anknüpfungspunkte gefunden werden können.
Doch seit dem Beschluss die Universität Koblenz-Landau zu trennen, werden die wohl gemeinten Ziele und Versprechungen immer wieder von Wortmeldungen einzelner Interessengruppen und Akteure überschattet, die mit Forderungen nach mehr Geld, Transparenz und Planungssicherheiten das Gelingen des Prozesses in Frage stellen. Der jüngste Beitrag zu dieser Debatte kam am 14.11 von den Studierenden am Campus Koblenz selbst. In einem offenen Brief wendet sich die Studierendenschaft an die Ministerpräsidentin Malu Dreyer und drei ihrer Minister. Der Brief macht auf Probleme aufmerksam und fordert die Politik zum Handeln auf: „Obwohl seit Februar mittlerweile 9 Monate vergangen sind hat die Hochschulstrukturreform in Koblenz nicht mal begonnen. Der Campus Koblenz wird auf die Wartebank gesetzt - eine konkrete Planung bleibt aus“, beschreibt Nina Schmidt, Referentin für Universitäre Strukturen, die Koblenzer Situation. Mit der Forderung in der Hochschulstrukturreform aktiv zu werden, sind die Studierenden nicht allein. Bereits der Senat, die Dekane und der Stadtrat der Stadt Koblenz fordern einen Ausgleich aller entstandenen Kosten durch die Hochschulstrukturreform. Für die bald eigenständige Universität Koblenz müssen Professuren und Stellen in der Verwaltung geschaffen, sowie technische Systeme und Bibliothek erneuert werden. Dabei gehen die Forderungen der Studierenden über den bloßen Ausgleich der Kosten hinaus. Mit Zahlen unterlegt stecken sie einen Rahmen für zukünftige Entwicklung:
1. Die Übernahme aller zusätzlichen Kosten der Hochschulstrukturreform durch das Land
2. Klarheit über zukünftige Geldmittel, damit Stellen verstetigt werden können
3. Mehr Stellen für qualitative Lehre und Forschung
4. Mehr Raum für zumutbare Studienbedingungen
5. Erhöhung der Grundfinanzierung
„Wir befürchten, dass die Studierenden am Ende diejenigen sind, die die strukturelle Schwäche am meisten treffen, auch wenn sie dafür am wenigsten verantwortlich sind. Die Universität steht hinten an, wenn es um die Gelder, räumliche Infrastruktur und Stellen pro Studierenden geht“, so Sandra Nauke, die Vorsitzende des AStAs, der sich für die Belange der Studierenden einsetzt. „Schon jetzt nimmt die Universität Koblenz-Landau den Platz als trauriges Schlusslicht der Grundfinanzierung pro eingeschriebenem Studierenden in Rheinland-Pfalz ein. Mainz erhält 9187 Euro, die TU Kaiserslautern 6050 Euro, Trier 5490 Euro und die Universität Koblenz-Landau lediglich 3370 Euro pro Studierenden. Wenn die Finanzierung nicht deutlich aufgestockt wird, droht die Demontage der Universität“ kritisiert Serafin Eilmes, Leiter des Arbeitskreises für Hochschulpolitik, das Vorgehen des MWWK. Der Investitionsbedarf wird im Brief durch weitere Kennzahlen illustriert, die aufhorchen lassen. So ist das Verhältnis zwischen Studierenden und Dozierenden ungefähr 1,5 mal schlechter als im Bundesweiten Schnitt. Auf über 8000 Studierende kommen nur etwa 280 Arbeitsplätze in der Bibliothek und 143 in Computerräumen. Mit 3,6% Unterbringungsquote in Wohnheimen des Studierendenwerks steht die Stadt Koblenz weitaus schlechter da als das restliche Rheinland-Pfalz mit 8,9%. In einem ohnehin schon angespannten Wohnungsmarkt in Koblenz wird das vor allem für die weniger einkommensstarken Studierenden ein Problem.
Nina Schmidt resümiert: „Die Hochschulstrukturreform kann nur dann gelingen, wenn der Status Quo des Campus Koblenz erheblich verbessert wird. Wir brauchen ein besseres Betreuungsverhältnis, mehr Stellen und vor allem mehr Geld, um bestehende strukturelle Mängel zu beheben, um den Standort für eine Erneuerung vorzubereiten.“ Jetzt warten die Studierenden auf eine Antwort der Landesregierung. Der Zeitpunkt könnte gut sein, immer mehr Akteure aus Politik und Gesellschaft erkennen die Probleme an und fordern die Politik zum Handeln auf.
Verantwortlich: Serafin Eilmes (AStA Transparenz & Kommunikation) (astatransparenz@uni-koblenz.de)