DAS GROSSE SCHEITERN
Kultursommer! Und das erste Koblenzer Filmfest schreitet worstward. Dokumentar- Kurz- und Regiefilme zeigen die dramatischen Veränderungen unserer Welt und thematisieren das Scheitern bei der Bewältigung der Krisen und Katastrophen: Krieg, Terror, Klimawandel, Rassismus und Diskriminierung. Samuel Beckett empfiehlt: Besser zu scheitern! In diesem Sinne freuen wir uns auf Sie. Herzliche Einladung an alle, denen der Mut noch nicht abhanden gekommen ist.
Projektgruppe Filmfest der Universität Koblenz, Kulturfabrik Koblenz und MEDIEN.RLP
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In freier Assoziation zum diesjährigen Kultursommerthema „Kompass Europa. Westwärts“ hat das Filmfestteam der Universität Koblenz dem Filmfest das Motto „Worstward“ vorangestellt; angeregt von Samuel Becketts Beschreibung des menschlichen Scheiterns in Worstward Ho / Auf’s Schlechteste zu. Denn was uns Studierenden zum Begriff Westwärts eingefallen ist, waren nicht kulturelle Austauschbeziehungen mit Frankreich oder Schottland, sondern die Implikationen des Begriffs Westwärts zum ewigen Aufwärts im Sinne eines ungebremsten Fortschrittsglaubens, der Gewinnmaximierungssucht, der Ressourcenausbeute und Verschmutzung der Erde. Westwärts haben wir auch mit Western assoziiert, wozu uns die Vernichtung der indigenen Bevölkerung in den USA einfiel. Kurz: Westwärts steht für uns aus dieser Perspektive für das Scheitern (Beckett: „Fail“) unserer Gesellschaft und Politik im Umgang mit der Klimakatastrophe, im Umgang mit dem russischen Krieg – und dass es dazu kommen konnte, mit dem steigenden Rassismus und Antisemitismus und den diskriminierenden und antidemokratischen Bewegungen in unserer Gesellschaft. Filme wie „Plastik Planet“, „Dark Eden – der Alptraum vom Erdöl“, „Wall-E“, „Donbass“, „Defamation“, „Fruitvale Station“ u.a. zeigen schonungslos den wahren Zustand und die rasante Entwicklung unserer Welt zum Abgrund hin sowie diesbezüglich die Tatenlosigkeit der Menschen, ihre Transformations-resistenz, ihren Selbstbetrug und ihre Lügen, ihre Zerstörungs-wut, Korruption und ethische Verwahrlosung. In diesem Sinne wünschen wir unseren Filmfestbesuchern durchaus aufrüttelnde, nachdenklich stimmende – vielleicht auch die eigene Haltung neu justierende – Filmerlebnisse.
Die Projektgruppe Film am Institut für Kulturwissenschaft der Universität Koblenz mit Valentina Appel, Amal Hassium, Jennifer Klink, Lea Lederer, Anna-Lena Prestel, Julia Rac, Felix Schlief, Julia Scherer, Gianna Villa und dem Projektbetreuer und Dozent Dr. Eckhard Braun.