20. Nov. 2024 von 18:00 bis 20:00 in Raum B013
Das AStA Referat Politische Bildung lädt ein, freut sich auf alle Teilnehmenden und sponsort gratis Getränke und Snacks!
Arme, Prostituierte, Arbeitslose, Obdachlose, Ungebildete, Geflüchtete – auf sie alle dürfen wir herabblicken, sie alle haben sich für das zu schämen, was sie sind und daher sind sie zurecht da, wo sie sind. Oder?
Es ist ein politischer Akt, über Scham zu sprechen und den gesellschaftlichen Zusammenhang von Schamgefühlen – von Beschämung bis zur Schamabwehr – zu erkennen. Das Schamgefühl ist die Wächterin der sozialen Grenzen in einer von Ungleichheit geprägten Gesellschaft, die jedoch vorgibt gleich zu sein. In der Scham wird diese Ideologie wiederholt: Durch ein doppeltes Verbergen vor den anderen und vor sich selbst, vereinzelt und verängstigt Scham und lässt uns unsere gesellschaftliche Position und die der anderen als berechtigt erscheinen, wie dies u.a. der Soziologe Sighard Neckel in seinem Werk „Status und Scham“ umfassend ausgearbeitet hat. Aber was passiert, wenn wir uns der vermeintlichen Berechtigung der Scham verwehren, wenn wir statt angepasst und mitleidig, wütend werden?
Der Pädagoge und Bildungspolitiker Paulo Freire beschrieb in seiner Befreiungspädagogik hierin einen wichtigen Akt der Bewusstseinswerdung. Anknüpfend an Freire werden im Vortrag an ausgewählten Beispielen aus der politischen Bildung mögliche Formen einer solchen Bewusstseinswerdung besprochen und eruiert, wie aus Vereinzelung und Beschämung Solidarität, wie aus Angst und Mitleid Wut werden und Gesellschaft verändern könnten.