Podiumsdiskussion zum Thema Wasser als Lebensraum und Ressource an der Universität Koblenz

Die Expert*innen beleuchteten verschiedene wichtige Aspekte rund um das Thema Wasser. Bild: Universität Koblenz / Dr. Vera Tröster
Die Expert*innen beleuchteten verschiedene wichtige Aspekte rund um das Thema Wasser. Bild: Universität Koblenz / Dr. Vera Tröster
Trinkwasser, Niedrigwasser, Hochwasser, Wasserstraßen, Wasserverschmutzung, Verlust der Biodiversität – Wissenschaftler*innen der Universität Koblenz, der Hochschule Koblenz und der Bundesanstalt für Gewässerkunde diskutierten im Rahmen einer Podiumsdiskussion über das potentielle Konfliktfeld Wasser als Lebensraum und als Ressource.

Nach der Begrüßung durch die Vizepräsidentin für Forschung und Transfer der Universität Koblenz, Prof. Dr. Claudia Quaiser-Pohl, standen PD Dr. Carola Winkelmann, Leiterin der Arbeitsgruppe Fließgewässerökologie der Universität Koblenz, Prof. Dr. Lothar Kirschbauer, Experte für Siedlungswasserwirtschaft und Wasserwesen an der Hochschule Koblenz sowie apl. Prof. Dr. Thomas Ternes, Forschungsbeauftragter und Leiter der Abteilung Qualitative Gewässerkunde und PD Dr. Julia Kleinteich, Wissenschaftlerin im Bereich der mikrobiellen Ökologie von der Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) den Moderatoren*innen Prof. Dr. Wolfgang Imhof und Dr. Kathrin Ruhl von der Universität Koblenz wie auch dem Publikum Rede und Antwort.

Auf die Frage, ob sich ein Fischsterben, ausgelöst durch Prymnesium Parvum, die Brackwasseralge, wie in der Oder auch im Rhein ereignen könne, antwortete Ternes, der Rhein habe einen geringeren Salzgehalt, sei kälter und der Abfluss sei höher, daher ist ein Fischsterben nicht zu befürchten.

Winkelmann ergänzte, dass Blaualgen, wie sie in der Mosel vorkommen, nur für Warmblüter, nicht für Fische giftig seien. Für die Ökologie eines Fließgewässers seien sie weniger schädlich. Für das Blaualgen-Wachstum seien mehrere Faktoren wie zum Beispiel die Stauregulierung der Mosel, ausreichend hohe Nährstoffgehalte sowie hohe Temperatur und Sonneneinstrahlung verantwortlich.

Probleme mit der Grundwasserneubildung sprach Kirschbauer an. Aktuell bilden sich 25 Prozent weniger Trinkwasser als in den Jahren 1950 bis 2000. Ursachen dafür seien der Klimawandel, die mittlerweile längere Vegetationsperiode und der hauptsächlich oberflächliche Abfluss des Starkregens sowie die Flächenversiegelung. Kirschbauer wies als Experte für Siedlungswasserwirtschaft beispielsweise darauf hin, dass auch Kleinigkeiten einen Beitrag leisten könnten, so etwa Gartenduschen zu benutzen, die beim Duschen gleichzeitig den Rasen bewässern. Winkelmann beschrieb die Trinkwasserqualität in Deutschland dank intensiven Monitorings als sehr hochwertig. Ternes ergänzte, das Trinkwasser in Deutschland sei eines der bestuntersuchten weltweit. Schädliche Stoffe würden unter anderem mittels Aktivkohle entfernt.

Ein weiteres wichtiges Thema war das Niedrigwasser: Dadurch würden die Schifffahrt eingeschränkt und Ökosysteme bedroht. Der Rhein sei ab Iffezheim nicht gestaut, dadurch könne es zu Schwankungen des Wasserpegels kommen, wohingegen die Mosel als stauregulierter Fluss immer denselben Wasserstand aufweise – allerdings fließe bei Niedrigwasser auch hier zu wenig Wasser durch den Fluss, erklärte Kleinteich. Bei Niedrigwasser sei die Fließzeit des Wassers in der Mosel verlangsamt, dadurch hätten Organismen wie Algen mehr Zeit zu wachsen. Je wärmer das Wasser sei, desto geringer sei zudem der Sauerstoffgehalt, der für Fische wichtig sei, ergänzte Winkelmann. Und bei Niedrigwasser bestünden weniger Refugien für Fische. Daher appellierte Kirschbauer dafür, Refugien für Fälle von Niedrig- aber auch Hochwasser zu schaffen. Ternes hob einen anderen negativen Aspekt des Niedrigwassers hervor: Wenn kein Gütertransport über Wasserstraßen möglich sei, kollabierten Zug- und Straßenverkehr.

Hinsichtlich des Klimawandels seien Anpassungsstrategien nötig: Auf die hohe Bedeutung von Bäumen, die eine starke Aufheizung des Wassers in Zeiten von Niedrigwasser verhindern können, wies Winkelmann hin. Kirschbauer betonte, es sei wichtig, den Gewässern mehr Platz zu schaffen und weniger Wasser künstlich abzuleiten. Auf die Kooperation aller Experten, um Wasserstraßen zukunftsfähig zu halten und die Trinkwasserqualität stabil hoch zu halten, wies Ternes hin. Er betonte, dass die Ausstattung kommunaler und industrieller Kläranlagen mit weitergehenden Reinigungsstufen wie Aktivkohlefiltration oder Ozonung extrem hilfreich für die Gewässerqualität sei, da ein Großteil der Schadstoffe eliminiert und daher nicht mehr in die Gewässer eingetragen würden. Außerdem wurden vorhandene und neuartige Lösungsansätze – wie der Aufbau eines breiten Netzes an autarken Messstellen zum Wasserstand und zur Gewässergüte – vorgestellt und beleuchtet. Neben gesamtgesellschaftlichen wurden auch regionale und private Maßnahmen zur Abschwächung dieser Auswirkungen erörtert.

Insgesamt verdeutlichten diese vielschichtigen Aspekte der Podiumsdiskussion „Interdisziplinär beleuchtet: Wasser als Lebensraum und Ressource“ die Brisanz und Dringlichkeit, mit der Lösungen für die bestehenden und künftigen (Nutzungs-)Konflikte des Lebensraumes und der Ressource Wasser erarbeitet werden müssen. Darüber hinaus zeigte sich die Bedeutung interdisziplinärer Forschungsansätze und die einzigartige Kompetenz, die in Koblenz mit der Hochschule, der Bundesanstalt für Gewässerkunde und der Universität rund um das Thema Wasser angesiedelt ist.

Das anschließende informelle Zusammenkommen bot allen Teilnehmenden die Möglichkeit für vertiefende Gespräche und interdisziplinären Austausch. Ermöglicht wurde die Veranstaltung durch die Unterstützung der Carl-Zeiss-Stiftung, die an dem Abend durch den Programmmanager Dr. Phil-Alan Gärtig vertreten war.

Studiengang Gewässerkunde und Wasserwirtschaft

Mit dem gemeinsam neu initiierten Bachelor- und Masterstudiengang „Gewässerkunde und Wasserwirtschaft“, der zum Wintersemester 2023/24 startet, haben die beteiligten Institutionen bereits im vergangenen Jahr den Grundstein für ihre Zusammenarbeit gelegt. Durch die Vermittlung von interdisziplinärem Wissen und praktischen Erfahrungen ermöglicht dieses Studium den Absolvent*innen, künftige Herausforderungen im Wassersektor zu meistern.

Sowohl der grundständige Bachelorstudiengang wie auch der weiterführende Masterstudiengang werden zum kommenden Wintersemester 2023/24 in Koblenz erste Studierende willkommen heißen. Das Ziel des gemeinsamen Studienangebots „Gewässerkunde und Wasserwirtschaft“ ist es, Fachleute in dem für die Gesellschaft in ökologischer wie in ökonomischer Hinsicht elementaren Bereich Wasser auszubilden. Die Studierenden erwerben im Studiengang alle erforderlichen Kompetenzen, um im Wassersektor in Ingenieurbüros, bei Versorgern und Verbänden sowie in den einschlägigen Behörden beruflich tätig zu werden oder sich forschungsorientiert weiterqualifizieren zu können. Dies qualifiziert sie sowohl für eine Promotion als auch für den Arbeitsmarkt. Tätigkeitsfelder finden die Absolvent*innen in der Umweltforschung, in Landesbehörden, Kommunen und Kommunalverbänden, nationalen und internationalen Unternehmen sowie in Ingenieur- und Consulting-Büros.

Datum der Veröffentlichung
Fachliche AnsprechpartnerinDr. Vera Tröster
Universität Koblenz Universitätsstraße 1 56070 Koblenz
E-Mail: v.troester.ifgpz@uni-koblenz.deTel.: 0261 287 2980
PressekontaktDr. Birgit Förg
Universität Koblenz Universitätsstraße 1 56070 Koblenz
E-Mail: birgitfoerg@uni-koblenz.deTel.: 0261 287 1766