Neue Professorin für Allgemeine Soziologie an der Universität Koblenz

Ihre soziologische Forschung beschäftigt sich mit aktuellen Gesellschaftsfragen, beispielsweise mit den Herausforderungen einer Wissenschaftsgesellschaft, mit sozialen Ungleichheiten und insbesondere auch mit den Effekten der Digitalisierung des Alltagslebens. Die 47-jährige ist empirisch arbeitende Mediensoziologin mit starken Bezügen zu Bildungs-, Wissens- und Kultursoziologie. In ihren Forschungsprojekten setzt Zillien sowohl qualitative als auch quantitative Methoden ein. Hierbei empfindet sie diese methodische Offenheit als ebenso gewinnbringend wie die an der Gegenwartsgesellschaft orientierte Beschäftigung mit soziologischer Theorie.

Aktuell beschäftigt sich die Soziologin damit, mit welchem Wissen die Menschen Vertrauen schenken und welches Wissen im Alltag Geltung erlangt. Im Projekt „Schlafwissen. Zur Wissensgenerierung in Schlaflabor und Sleeptracking“ der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) befasst sich die Wissenschaftlerin exemplarisch mit der Frage, welche Praktiken und Technologien die Geltungskraft von Wissen befördern. Die Studie findet in Zusammenarbeit mit einer Zeithistorikerin und einem Wissenssoziologen statt, wobei Zilliens Teilstudie in erster Linie auf die empirische Analyse der digitalen Selbstvermessung des Schlafs zielt. Durch die Auswertung von Online-Material untersucht die Forschungsgruppe, welches Wissen jene Menschen, die routinemäßig ihren Körper beispielsweise mit digitalen Armbändern oder Ringen vermessen, konkret herstellen, und wie sie dieses Wissen in ihrem Alltagsleben verwerten.

Auch Fragen der sozialen Ungleichheit gehören zu ihren Forschungsfeldern. Zurzeit untersucht Zillien gemeinsam mit einer Geschlechtersoziologin im DFG-Projekt „Geschlechterdifferenzen in familialen Übergangsphasen. Ethnografische Analysen von Elternwerdung, Trennung und Auszug des Kindes“, wie unterschiedlich sich eine Elternschaft in einem weiblichen und einem männlichen Lebenslauf auswirkt. Zilliens Teilprojekt untersucht am Beispiel von Online-Foren-Material die Unterschiede von Mutterschaft und Vaterschaft in den potentiell krisenhaften Übergangssituationen der Geburt eines Kindes, der elterlichen Trennung sowie des Auszugs des (letzten) Kindes.

Weiterhin forscht die Soziologin im Bereich der Analyse digitaler Ungleichheiten. Hier interessiert sie, inwiefern die Verfügbarkeit von digitalen Technologien gesellschaftliche Ungleichheiten verstärkt: Beispielsweise wird in diesem Forschungsfeld momentan diskutiert, ob die Verfügbarkeit von ChatGPT nicht letztlich den stärkeren Schüler*innen und Studierenden in die Hände spielt, so dass bestehende Ungleichheiten forciert werden.

Verknüpfung von Forschung und Lehre sowie Mitgestaltung der neuen Universität

Diese Forschungsthemen sind auch in der Lehre anschlussfähig – Nicole Zillien versucht stets, Forschung und Lehre zu verknüpfen. In ihren Lehrveranstaltungen engagiert sie sich dafür, den Studierenden einen analytischen Blick auf die Welt zu vermitteln und sie in die Lage zu versetzen, die eigene Gesellschaft oder gar den eigenen Alltag soziologisch zu betrachten. Neben der Wissensvermittlung steht dabei vor allem die Ermutigung zum eigenständigen, kritisch-argumentativen Umgang mit soziologischem Arbeiten im Vordergrund.

Dass sie den Aufbau der neuen Universität Koblenz fast von Beginn an mitgestalten darf, versteht die Soziologin als Chance. Zumal Übergangsphasen ein hohes Gestaltungspotential ermöglichen, so die Soziologin.

Zur Person

Prof. Dr. Nicole Zillien studierte Soziologie mit dem Zusatzzertifikat Medienkommunikation an der Universität Trier. Dort promovierte sie auch im Fach Soziologie. Sie war zudem Gastdozentin an Universitäten in St. Paul (USA) und Rumänien. Zuletzt hatte sie die Professur für Soziologie mit dem Schwerpunkt Mediensoziologie an der Justus-Liebig-Universität Gießen inne.

Zillien ist Mitglied in zahlreichen namhaften wissenschaftlichen Gesellschaften. Zudem ist sie (Co-)Autorin von über 60 wissenschaftlichen Veröffentlichungen.

In ihrer Freizeit unternimmt die Soziologin viel mit ihrer Familie, besucht gerne Konzerte und geht Laufen.