Fleißige Putzkolonne in der Nister benötigt Bodyguards

Eine Nase hat deutlich erkannbare Fraßspuren in ihrem Lebensraum hinterlassen. Bild: Universität Koblenz / Michael Götten
Eine Nase hat deutlich erkannbare Fraßspuren in ihrem Lebensraum hinterlassen. Bild: Universität Koblenz / Michael Götten
Ein Forschungsprojekt der Universität Koblenz am Fluss Nister weist nach, dass Fische ihr Gewässer putzen und so dessen ökologischen Zustand verbessern. Dafür müssen sie durch Vergrämung vor Kormoranen geschützt werden.

Wegen der dramatischen Verschlechterung des ökologischen Zustands der Nister schlugen vor 20 Jahren Menschen vor Ort Alarm. Seither hat die Arbeitsgemeinschaft (ARGE) Nister / Obere Wied e. V. Akteure aus den Bereichen Verwaltung, Fischerei und Wissenschaft an einen Tisch geholt. Unter wissenschaftlicher Begleitung der Universität Koblenz wurden die Ursachen der Verschlechterung untersucht und Strategien zur Rettung der Nister erarbeitet.

„Das Hauptproblem sind Massenentwicklungen von Algen, die durch Nährstoffeinträge, Effekte des Klimawandels und gestörte Fischbestände begünstigt werden. Diese überwuchern und verschlammen den Gewässergrund. Im Gefolge verschlechtern sich die Bedingungen für Fische, Muscheln und Insekten“, so PD Dr. Carola Winkelmann, Gewässerökologin an der Universität Koblenz.

Zu den ursprünglich häufigsten Fischarten gehört die Nase. Sie ist ein typischer Bewohner der Mittelgebirgsflüsse und ernährt sich als einzige europäische Fischart ausschließlich von Algen. Damit erbringt sie Ökosystem-Dienstleistungen von außerordentlichem Wert und könnte sich als Schlüssel zur Rettung der Nister erweisen.

Manfred Fetthauer, der Vorsitzender der ARGE Nister und PD Dr. Carola Winkelmann präsentierten am 21. April 2023 die neuesten Forschungsergebnisse im Beisein von Landtagspräsident MdL Hendrik Hering vor Gewässerökologen und Experten für Fischartenschutz aus dem gesamten Bundesgebiet. Die wichtigste Erkenntnis ist, dass Fische ihren Lebensraum für sich und andere Artengruppen verbessern können. Bedingung dafür ist ein ausreichend hoher Bestand großer Fischarten wie Nase oder Döbel. Sie wirken wie eine Putzkolonne, die Algen im Gewässer zurückdrängt.

„Manfred Fetthauer hat mit der ARGE Nister in einer jahrzehntelangen, sehr engagierten Arbeit ein großes und wichtiges Netzwerk zum Schutz des Gewässers geschaffen. Die mit wissenschaftlicher Unterstützung erarbeiteten Maßnahmen werden mittlerweile bundesweit beachtet und sind vorbildlich für die ökologische Aufwertung von Gewässern in Mittelgebirgen“, unterstreicht Hering.

Der aus dem Westerwald stammende Landtagspräsident Hendrik Hering gehört von Beginn an zu den maßgeblichen Unterstützern des Nister-Projektes.

„Nach gezielten Schutzmaßnahmen hat sich der Zustand der Nister in den vergangenen Jahren deutlich verbessert. Entscheidend war die intensive Vergrämung der Kormorane. Diese hatten den Fischbestand in der Nister dramatisch reduziert und so die beschriebene Massenentwicklung der Algen ermöglicht. Heute sind die Algen zurückgedrängt. Den Besuchern bietet sich von der Brücke in Stein-Wingert ein Blick auf große Fischschwärme, die über dem kiesigen Grund ihre Bahnen ziehen“, freut sich Fetthauer.

Das erfolgreiche Rettungsprojekt wurde März 2023 seitens der Wasserwirtschaft mit dem DWA-Gewässerentwicklungspreis ausgezeichnet.

Datum der Veröffentlichung

Fachliche Ansprechpartnerin:

PD Dr. Carola Winkelmann

Universität Koblenz

Institut für Integrierte Naturwissenschaften
Universitätsstr. 1
56070 Koblenz

Tel.: 0261 287 2233

E-Mail: cawinkelmann@uni-koblenz.de

Pressekontakt:

Dr. Birgit Förg

Universität Koblenz

Referat Kommunikation

Universitätsstr. 1

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