Wissenschaftler stellen klar: Die Berichte über Corona-bedingte Sterbezahlen in Deutschland sind übertrieben

Bildunterschrift: Gegenüberstellung der jährlichen Sterbefälle (schwarze Punkte) und der  Prognosen von Rockenfeller et al. (blau) sowie der WHO (rot). Die farbigen Balken repräsentieren die Konfidenzbereiche, also die zu erwartenden Unsicherheiten innerhalb der Prognosen.
Bildunterschrift: Gegenüberstellung der jährlichen Sterbefälle (schwarze Punkte) und der Prognosen von Rockenfeller et al. (blau) sowie der WHO (rot). Die farbigen Balken repräsentieren die Konfidenzbereiche, also die zu erwartenden Unsicherheiten innerhalb der Prognosen.
Jüngste Studien, unter anderem der WHO, schätzten die SARS-CoV-2-assoziierte Übersterblichkeit in Deutschland für die Jahre 2020 und 2021 auf insgesamt bis zu 200.000 Menschenleben. Wissenschaftler stellen klar: Die Berichte über Corona-bedingte Sterbezahlen in Deutschland sind übertrieben.


So wie einst Mark Twain die Nachricht von seinem eigenen Tod für eine Übertreibung hielt, zweifelt auch ein Team um Dr. Robert Rockenfeller diese offiziell verlautbarten Berichte in einer Studie an (DOI: https://dx.doi.org/10.1098/rsos.221551).

"Wir hatten nicht den Eindruck, dass etwa 10% mehr Menschen sterben als das übliche Sterbegeschehen von etwa 1 Mio Menschen pro Jahr. Deshalb fragten wir uns, wie diese Zahlen zustande kommen und wie wir denn wohl selber diese Zahlen aus offiziell zugänglichen Daten bestimmen würden.", so Rockenfeller, der zur Zeit die Professur für Stochastik und Statistik an der Universität Koblenz vertritt. "Naiv würde man die Anzahl der Menschen in bestimmten Altersgruppen mit der Wahrscheinlichkeit multiplizieren, dass diese innerhalb eines Jahres versterben. Die Summe dieser Werte über die Gruppen ist dann das erwartete Sterbegeschehen eines Jahres. Zieht man diese Werte von der tatsächlichen behördlichen Toten-Zählung ab, erhält man die allumfassende (Netto-)Übersterblichkeit."

Nach einem Blick auf die WHO Studie stellte das Team mehrere Mängel fest: "Zum einen gibt es keine altersabhängige Auflösung des Sterbegeschehens, zum anderen ist der übliche Beobachtungszeitraum dieses zurückliegenden Geschehens - als Basis für die Bestimmung der Sterbeerwartung - zu kurz", erläutert Dr. Falk Mörl von der FSA in Erfurt, einer der drei Autoren. "Wir konnten zeigen, dass selbst bei angenommen konstanten Mortalitätsraten eine Verschiebung der Alterskohorten die absoluten Sterbezahlen in Deutschland stark anhebt. Außerdem war 2019 ein Jahr statistisch signifikanter Untersterblichkeit, welches die Schätzungen der WHO drastisch negativ beeinflusste und somit deren berechnete Übersterblichkeit fehlerhaft künstlich erhöhte".

Nach Berechnung der Forscher gab es in den Jahren 2020 und 2021 in Deutschland ganz im Gegenteil sogar eine minimale Untersterblichkeit von etwa 11.500 Menschen, also etwa 0.5% weniger Tote als zu erwarten waren. Statistisch gesehen liegt eine solche Zahl im Bereich der natürlichen Schwankungen. "Inzwischen hat auch die WHO ihre Sterbe-Prognose (für Deutschland) angepasst und die Übersterblichkeit auf etwa 115.500 reduziert. Unser Ergebnis steht jedoch im kompletten Gegensatz zu dem, was über Monate und Jahre kommuniziert wurde und noch wird. Das zieht einige politische Entscheidungen stark in Zweifel.", fasst Dr. Michael Günther von der Universität Stuttgart als dritter Autor der Studie zusammen. "Die Zahl der SARS-CoV-2-assoziierten Todesfälle und die damit einhergehende Übersterblichkeit waren entscheidende Schlüsselzahlen für die Rechtfertigung strenger politischer, sozialer und wirtschaftlichen Maßnahmen, die von Behörden auf der ganzen Welt gegen ihre Bevölkerung verhängt wurden.

Zu der Frage, wieso eine solche Berechnung noch nicht von der zuständigen Behörde, dem RKI, durchgeführt wurde, haben wir eigene Hypothesen, deren Überprüfung allerdings wohl noch einiger weiterer Anstrengungen und Recherchen bedürfen. Wir regen zunächst einmal dazu an, dass Kollegen in anderen Ländern ebenfalls das Sterbegeschehen vor Ort - selbstverständlich gerne auch mit Hilfe unserer vorgelegten Methode - genauer analysieren".

Zusätzlich geben die drei Wissenschaftler auch an, dass sich ihre Methode dazu nutzen lässt eine Unterscheidung vorzunehmen, ob Verstorbene "an Corona" oder nur "mit Corona" verstorben sind; zumindest in einem kollektiven, statistischen Sinn. Hierzu berücksichtigten sie die Veränderung des (PCR-)Testgeschehens über die Jahre 2020 bis 2022, sowie das veränderte Sterbegeschehen in den üblichen Zeiträumen für Grippewellen. "Nach unseren Schätzungen sind etwa 50% der offiziellen `Corona-Toten' schlicht keine solchen gewesen", so Rockenfeller, "und so tragisch jeder Einzelfall ist, im statistischen Mittel gab es auch unter den 'an Corona' Verstorbenen keine über das zu erwartende Maß hinaus, wenn man bedenkt, dass mittelstarke Grippewellen - womit hier alle viralen Atemwegsinfektionskrankheiten gemeint sind - in Mitteleuropa völlig natürlich sind". Eine Besorgnis erregende Beobachtung für das Jahr 2022 und die Grippesaison 2022/23 machen die Autoren ebenfalls. "Diese beiden Zeiträume sind die einzigen in den letzten 23 Jahren, welche aufgrund unseres Modells eine signifikante Übersterblichkeit von etwa 41.000 bzw. 52.000 Menschen erkennen lassen", so Günther, "Warum dies so ist wollen wir mit Hilfe unseres Modells in einer Folgestudie genauer untersuchen".


Fachlicher Ansprechpartner

Dr. Robert Rockenfeller

Universität Koblenz

Mathematisches Institut

Universitätsstr. 1

56070 Koblenz

Tel.: 0261 287 2307

E-Mail: rrockenfeller@uni-koblenz.de







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